Wie ist mir? Bin vom Verstand ich ganz befreit?
Verlassen ich von Sinn und Überlegung?
Verlangen zu kasteien in der Prägung,
dass strenges Verbot mir selbst Erwarten teilt.
Vorbei war, als ich sagte: ich liebe dich.
Da brach mein Herz, und aus deinem schönen Mund
gebot ein Wort Wahrheit, kalt, ja eisig, kund.
Sank endlich, wartend, ungestüm, vergeblich.
Vielleicht noch Jahre geb' ich dem Verlangen,
dass gern dem Zustand Möglichkeiten räume,
Will Geduld ermahnen, schwöre, ich hab Zeit.
Hätt' ich ergriffen, welches jetzt vergangen,
mit Strenge wohl verboten meinen Träumen,
wie besser fühlte ich dich, doch du bist weit.
Verschmähte Liebe, Hoffnung entbehrende,
trägst mir Schwermut allabendlich ins Zimmer,
Unbarmherzige, mein Selbst verzehrende,
lässt Ende vor dem Start und verhöhnst Beginn,
dass selbst im Traum, ach nimm diesen Fluch zurück,
mich flieht und fliehen muss dein Kuss. - Und wohin
mit allem Verlangen, mit aller Unruh?
Darum zermartert Denken jeden Schimmer
Freude, weit entfernte. Welch ein fremdes Glück
hat Kummer mir gebracht? Mein Traum: der warst du!
Trennen wir uns, tränenlos, als wär' ein Wind
nur über die Haut uns geeilt, ließ kühlend
vielleicht eine winzige Ahnung zurück,
von beginnender Blüte, suchend das Licht.
Lass verstummen mich, denn wehe, erwart ich
folgende Tage von kristallenem Frost.
Reiche, ich flehe, das Gift mir, erlösend!
Wohl, wir kennen uns wenig, dass betäubend
Nähe wie Erfüllung uns wähne, schließlich
betrogen einander finden. Gedenkend,
klug und vernünftig auseinander gehen.
Glaubte doch, froh in der Kälte zu harren,
der Süße weigernd,
erlosch mir jegliche Flamme, freiwillig,
dacht' ich, und ward eins mit dem Fehlen von Glück.
Doch verbrenne ich nun.
Selbst nun fremder Kälte erlegen, drohend
das glühende Herz.
Muss wieder und wieder die Zeile lesen,
einzige Nachricht,
von der Wildnis zurück, bis an die Duldung
der Zahmheit, bückte vergangen das Geschwätz,
an dem sich Nachbarn ergeifernd vergingen,
Alle Minuten auf Meldung zu hoffen,
Nächte hindurch, am Tage nur eifriger,
träume ersiegte Berührung, zaghafte,
in deine offenen Augen zu schauen,
geliebt, also gebietend jedes Königs.
Danke ich dir Erlösung aus der Eiszeit,
dass ich warten muss, Jahre wohl, doch wartend,
von junger Unschuld, Wiederkunft versprechend,
bis zum bunten Tod, nieder gefallendem,
wieder die Hoffnung erkrampfend.
Hin, dir, gebe ich mich, seliges Warten,
fürchte auch dich, Geduld; muss ich gehorchen
deiner Weisung, denn verlör' ich dies Brennen,
so denn flöhe für immer mich die Liebe.
Freundes harsches Wort verstrickte, dies kam dir,
wunderbar Empor'ne, grausam zu hören
und mir schlug es die Faust ins ungeschützte
Gesicht, wie ein Meteor aus ferner Welt,
der nicht gewohnt ist zärtliche Begegnung.
Soll ein Greis ich erst noch werden, dass du kommst
zur gepflegten Unsichtbarkeit, erwartend,
hoffend, dich begrüßend. Was willst du künden,
Herz, du dummes, dass du immer noch schmachtest
an den süßen Gedanken der Wiederkehr?
Lippen, als streife sommerlich ein Gewand
über blühende Wiesen, weißt du denn nicht,
um dein sprechendes Getränk?
Doch ein liebliches Verbot wahrt dich und mich
vor unserer Flammen Überwältigung
Dass deine Ferne bald Gewohnheit mir wird,
so wie Nordlicht schimmert, uns verzaubern sucht,
muss schwer mir werden.
Wer, wenn nicht du, brächte Lächeln wie deines,
in die heimatliche Welt stiller Winter?
Wer könnte Lippen ähnliches entlocken?
Melde dich! Gib ein Zeichen!
Bin ich Staub nur,
so sage: „ohne Wert!“,
Hab ich mich zu beugen,
so sage: "knie nieder!"
Doch du schweigst.
Weniger also noch?
Hoffnung, du schändliche Freundin,
entweiche!
Übel spielst du Verzweifelten,
schlimm wirkst du Liebenden,
Hoffnung, du schändliche Freundin.
Fort gingst du, durch die Nacht.
Tränen, haltet ein! Verbergt euch!
Seh' ich dich geh'n auf dem Weg
im Park, zurückwerfend dein Haar,
den Blick nicht und niemals wendend.
Stündlich schauen, ob schon eine Nachricht kam,
nicht müde werd ich dieser Wiederholung.
Sobald ich aber unterbreche den Kreis
stürzen Tränen, ja Gebirgsbäche, talwärts;
verquollen erkennt kein Spiegel mehr mein Bild.
Ob ich schlafe, wache, rede - wie im Traum,
verfolgt mich das schöne Spiel aus deinem Licht,
nicht Kleid, noch Blöße, nicht Gang und Zauber kaum,
schwebt dies Bild, wo ich geh, über Weg und Bahn,
selbst ins Gespräch muss sich dein Antlitz mischen,
für mich nur sichtbar, wird Schein zum hellen Wahn,
bei jeder Wahrnehmung bleibt Trug dazwischen:
Dein Gesicht.
Wär' unvergänglich doch der schöne Schleier
dieser Augen, die nicht nur mich bedecken,
und dieses Lächeln, wie es heim kehrt, blendet,
die zärtliche Berührung arg verschwendet,
da fortwährend dein Gesicht mir neu entsteht,
bleib doch neblige Erscheinung. Unfreier
will mich Entfernung zwingen, dass es verweht,
wie Bäume dann fallen weit hinterm Sterben,
so muss ich doch mein langsames Verderben
und Tränengießen vor der Welt verstecken.
Albträume weichen wonnigen Trugbildern
Bleibe! Und muss denn dem Schlafe abschwören.
Flute meine Augen! Du bist es immer.
Du, verwandelst ja Freude, um zu mildern,
sehnsüchtig in aussichtsloses, vergeblich'
Bemühen, doch muss ich dich sehen, hören,
will endlich schmecken deinen blassen Schimmer.
Eine Beschleunigung erhob sich, dass ich
fürchte, wir sichere Blendung verlören.
Ist's nicht umzukehren, doch ertrage ich dich.
Herrscherin, durchfährst nun doch mich mit Blitzen,
bin also unterlegen, und dachte schon,
mich ganz entzogen zu haben, redlich, gut
der unbarmherzigen Gewalt, um die wir
Menschen dich fürchten; du, Tochter der Armut,
du Große Liebe.
Werde also nicht die künftigen Jahre
mit Kälte füllen, denn gegriffen hast du
ins Herz mir endlich. Zerreiße es mir nun!
Ausbrennen muss ich unter deinen Siegen.
An meinen Tränen willst Befreiung finden.
So danke ich schmerzvoll deinem Erscheinen,
du Große Liebe.
Warst du heimlich, als zwischen Tochter und Sohn
ich pendelte, in meinen Raum getreten?
Um zu schauen, ob schließlich verändert schon
mein Lager, wie ich sprach und selbst erbeten.
Erlügen Ahnungen einfältig und froh,
wie ernüchtert sieht man billig ihren Sinn.
Nicht warst du hier, noch suchtest du irgendwo.
Nicht wie ich irre, nicht wie ich kopflos bin.
Meine Hände, sie wollen nach dir greifen
und dich erschließen, zwar deine Hülle nur;
doch jede Zeile, jede Rundung streifen;
längs an deinem Körper messen die Kontur.
Doch weit oben, höher als Gedanken sind,
in nördlich hoher Sphäre - dem Polarlicht,
eisige Erscheinung nur vom Sonnenwind,
gesellt hast du dich, und man erreicht euch nicht.
Wollust warte! Es hilft hier kein Ergieren,
wenn mein Reales in das Nichts zerfließe.
Stattdessen können sanft dich modulieren
meine Augen erst, wenn ich sie verschließe.
Mit Zärtlichkeit kann kaum ein Mann beglücken
was Bleiche verlangt. Immer ist er zu hart.
Meine Grobheit würde dich bald zerstücken,
denn du bist viel zu zart.
Versteckt sich hinter starken Mannes Brennen
ein Junge, der große Liebe stets verbarg.
Wie soll ein solcher Mann dich halten können?
Denn du bist viel zu stark.
Des Mannes Kraft und Wille bleibt zu hassen,
ist Ziel dem Mann, doch dem Ziel nicht angenehm.
Wenn auch bewundert bleib ich stets verlassen,
denn du bist viel zu schön.
Freuen wir uns, zu lieben, endlich lieben,
wollen nicht lassen, von dem was uns zügelt,
brenne dein schönes Bild mir fest ins Gehirn,
ja bilde mir, obschon ich schmachte, gar ein
es gäb' auch Liebe in dir - welch' Verblendung.
Keiner Zeit soll entgleiten dieses Sehnen,
auch wenn ein großes Heulen mich überkommt.
Muss entbehren, was deine Lockung versprach,
denn du wirst nichts mir sein, nicht Mädchen, nicht Trost,
doch - muss unsre Schwäche siegen, irgendwann.
Nicht loslassen will ich von diesem Fühlen
begehre ich immer dich: Nebel im Schilf,
schwadest ohne Eil von fern an mein Ufer.
Doch bist du nah, so fürchte ich Luftiges,
dass schnell wieder entflieht, was mir zauberhaft.
Als hätte ich schon immer nur dich gemeint,
wenn ich umschwärmte eine Frühlingsblüte,
wenn ich begehrte den Honig des Sommers,
wenn ich Wärme bot und suchte im Winter.
Als wärest immer schon du mein Verlangen.
Weißt du, Freund, etwas von der großen Liebe?
dass du Ratschlag gibst, du weißt ja nichts, Freundchen!
Liebe muss Erkenntnis fehlen, sonst hieße
nicht Liebe sie, sondern eisige Vernunft.
Nicht loslassen darf ich mein stilles Schwärmen!
Jeder Anruf macht mich fiebern, er könnte...
Er könnte ja... Und ist doch niemals von dir.
So unbeirrt ich auch den Wunsch antrage,
einfältig genug erscheint's: die Wirklichkeit
vom hoffenden Irrsinn nicht mehr zu trennen.
Müssen zwei Sonntagskinder sich behindern?
wie Diebe sich nicht gegenseitig dulden?
Dass ihnen zufällt glückliches Versprechen.
Doch für zwei ist versprechender Raum zu eng.
Muss denn entfernend Zwischenraum sich breiten?
Ich hasse diese Straße, sie ist nichts wert.
Einst liebte ich ihre Weisung in die Welt
und wieder in meine Heimat umgekehrt.
Doch nun spür' ich, wie der Hass mich ganz befällt.
Du bist schuld. Du fährst auf dieser Straße fort.
Besorg' mir Sprengstoff, der den Asphalt verzehrt.
Doch wenn du vielleicht wieder kommst, sag ein Wort!
Bin der erste, der die Straße wieder teert.
Ist es wahr? Ich hörte. Mein Verstand verbrennt.
Warst du tagelang hier in meiner Nähe?
Ließest mich glauben, uns trennt ein Kontinent.
Dein Schweigen war große Lüge. Gestehe!
Du Ungeheuer, stilles zwar, bleibst du doch
Ungeheuer - heimliches Hyänenloch.
Was bist du für ein Mensch? sollt' ich sagen Tier?
kannst du Gefühle so fressen, hyänig?
Erfreust dich am Kummer. Abscheuliche Gier!
Sind dir vielleicht sogar zwei noch zu wenig?
Eine Ratte, die am Eingeweide frist.
Willst mir ans rohe Fleisch, Blut lechzend, gräulich,
grausam ergötzt dich am Marter, du bist
eine schreckliche Hexe. - Ich liebe dich!
Immer wieder reißt ein Sturm der Leidenschaft
mich ab von sichrer Bindung, und steh' erneut
verlassen, was stets die letzten Kräfte rafft.
Immer wieder fällt die Schwermut über mich,
nach der Beschleunigung, die jed' and'ren reut,
mich aber immer dürstet leidenschaftlich.
Augen, warum wollt ihr sie sehen müssen?
Reichen euch nicht die vielen Stunden der Nacht
bis zum frühen Morgen. Sie geht unbeschwert
durch Träume. Habt geschlafen oder durchwacht
ihr Erscheinen? Dies Gespenst, das ihr begehrt!
Ohren, was müsst ihr ihre Stimme hören?
Lippen, was wollt ihr wund die ihren küssen?
Hände, warum sie zu berühren schwören?
Lasst nun ab von eurem Bedrängen! Alle!
Beschleunigt damit nur euren Gegensinn,
unheilvolle Verlanger. Seid endlich still
und gehorcht wieder Rainer. Seht, ohnehin
ist er schon übel dran, denn dort liegt er schrill
mit aufgerissener Brust; ob einem Tier
das Herz seinem Blutrausch zum Opfer falle.
Werdet doch vernünftig! Lasst nun ab von ihr!
Ob ich mich sehne? Im Sehnen vergehe!
Süchtig deiner Stimme, deiner Spiegelei.
Oder ein geschriebenes Wort, nur ein Wort.
Und wenn es bittere Erniedrigung sei,
erdrückender Befehl, den ich erflehe.
Ein Nein sogar; und selbst stießest du mich fort,
so kann ich nicht - will ich nicht von dir lassen.
Verlache mich! Ganz gleich, ich dulde es gern.
Zeige mir Abneigung! Sie bringt dich nicht fern.
Kann nicht entkommen, nicht fluchen, nicht hassen.
Doch nichts facht diese Sucht mehr an, als Schweigen,
stummes Versprechen, mit Heuchelei verstellt.
Öder Wunsch, schließlich hinüber zu reisen
gemeinsam mit Sterbenden über das Meer
auf nie rückkehrende Hebung zu steigen,
geräuschlos neben überlebten Greisen,
erlösend, verhungerten Kindern gesellt,
ja Ungeborenen - verstoßenes Heer -
dass sie mit mir fahren, den Abschied gründen,
zum sanften Ufer, dort ewig zu warten.
Alle werden erwartet. Auch du, Tote,
die ich sehnend in ewiger Vergebung
suche unter den Ankommenden; stumm zwar,
blind zwar, und nie wieder einander finden,
doch am gleichen Ufer, in einer zarten
Verschiebung: ich früher, du später, ans Ziel.
Vergessen das im einstigen Verbote
verschwundene Glück, als noch Bewegung war,
noch süchtiges Begehren uns glühend fiel
nach Kälte rings meiner heißen Erregung.
Hass - schwarzer - immer folgst du in kurzer Frist
deiner Schwester - der Liebe - herzlicher Feind.
Mit bunten Schwingen lockt sie das Gelüster,
lacht schon über des Bruders dreckige List.
Zieh'n Liebe und Hass einzeln? Nein! Stets vereint!
Schert euch zum Teufel! - Verderbte Geschwister!