logo yontown

Die ältere Edda
Die heute geläufigtse Übersetzung gilt bereits als klassische Übersetzung von Karl Simrock. Viele Bezeichungen und Namen sind für heutige Leser unverständlich, daher haben wir nach verständlichen Entsprechungen oder Sinnübersetzungen der Namen getrachtet. Auch haben wir Sinrocks Treue verlassen und altskandinavischen Namen durch deutschen Namen, wo es sinnvoll schien, ersetzt.


Usrsprünglich unterteilte Simrock die ältere Edda in Götterlieder und Heldenlieder. 13 eigentlichen Götterliedern schließen sich 3 Übergangskapitel an, die noch auf die Götterwelt Bezug nehmen, aber bereits das Siegfrid-Thema vorbereiten. Diese haben wir von den eigentlichen Göttersagen getrennt.
Wotans Rabenzauber soll angeblich später entstanden sein, wie ließen ihn da, wo er war.


Die (klassische) Übersetzung von Simrock behielten wir in der Spache bei, obschon man heute nicht mehr sagen würde: "...und machten dir in den Mund." Heute müsste man sagen: "...und pissten dir in den Mund." Lediglich das Namenswirrwar entknoteten wir weitestgehend und übersetzten die Bildernamen.

 

 

(eigentliche) Götterlieder der Edda

 

Der Seherin Ausspruch (Ad 1)


Allen Edlen gebiet ich Andacht,
Hohen und Niedern der Götter Geschlecht;
Ich will Walvaters Wirken künden,
Die ältesten Sagen, der ich mich entsinne.
Riesen acht ich, die Urgebornen,
Die mich vor Zeiten erzogen haben.
Neun Welten kenn ich, neun Äste weiß ich
An dem starken Stamm im Staub der Erde.
Einst war das Alter, da ein Riese lebte:
Da war nicht Sand nicht See, nicht salzige Wellen,
Nicht Erde fand sich noch Überhimmel,
Gähnender Abgrund und Gras nirgend.
Bis Wotans Brüder Bälle erhuben,
Sie die der Menschen Reich schufen.
Die Sonne von Süden schien auf die Felsen
Und dem Grund verwelkte grüner Lauch.
Die Sonne von Süden, des Mondes Gesellin,
Hielt mit der rechten Hand die Himmelsrosse.
Sonne wusste nicht, wo sie Sitz hätte,
Mond wusste nicht, was er Macht hätte,
Die Sterne wussten nicht, wo sie Stätte hatten.
Da gingen die Berater zu den Richterstühlen,
Hochheilige Götter hielten Rat.
Der Nacht und dem Neumond gaben sie Namen,
Hießen Morgen und Mitte des Tags,
Dämmer und Abend, die Zeiten zu ordnen.
Götter einten sich auf dem Felde,
Hof und Heiligtum hoch sich zu wölben.
(Übten die Kräfte alles versuchend,)
Erbauten Essen und schmiedeten Erz,
Schufen Zangen, schönes Gezäh.
Sie warfen im Hofe heiter mit Würfeln
Und darbten goldener Dinge noch nicht.
Bis drei der Riesentöchter kamen
Reich an Macht, aus Riesenheim.
Da gingen die Berater zu den Richterstühlen,
Hochheilige Götter hielten Rat,
Wer schaffen sollte der Zwerge Geschlecht
Aus des Riesen Blut und blauen Gliedern.
Da ward Alberich der mächtigste
Dieser Zwerge und Mime nach ihm.
Noch manche machten sie menschengleich
Der Zwerge von Erde, wie Mime angab.
Zeit ist's, die Zwerge von sonderer Zunft
Den Leuten zu leiten zum Berge hinauf,
Die aus Gestein und Klüften strebten
Von fernen Tiefen zum Erdenfeld.
Gingen da dreie aus dieser Versammlung,
Mächtige, milde Götter zumal,
Fanden am Ufer unmächtig
aus Bäumen geschnitzt und ohne Bestimmung.
Besaßen nicht Seele, und Sinn noch nicht,
Nicht Blut noch Bewegung, noch blühende Farbe.
Seele gab Wotan, ein andrer gab Sinn,
Blut gab wieder einer und blühende Farbe.
Eine Esche weiß ich, Weltenesche,
Den hohen Baum netzt weißer Nebel;
Davon kommt der Tau, der in die Täler fällt.
Immergrün steht er über Urdas Brunnen.
Davon kommen Frauen, viel wissende,
Drei aus dem See dort unterm Wipfel.
Urda heißt die eine, die andre Vertanda:
Sie schnitten Stäbe; Skulda hieß die dritte.
Sie legten Lose, das Leben bestimmten sie
Den Geschlechtern der Menschen, das Schicksal verkündend.
Allein saß sie außen, da der Alte kam,
Der grübelnde Gott, und ihr ins Auge sah.
Warum fragt ihr mich? Was erforscht ihr mich?
Alles weiß ich, Wotan, wo du dein Auge bargst:
In der viel bekannten Quelle der Weisheit.
Met trinkt der Brunnenhüter all morgens
Aus Walvaters Pfand! Wisst ihr, was das bedeutet?
Ihr gab Heervater Halsband und Ringe
Für goldene Sprüche und spähenden Sinn.
Denn weit und breit sah sie über die Welten all.
Ich sah Walküren weither kommen,
Bereit zu reiten zum Rat der Götter.
Hier nun habt ihr Wotans Mädchen,
Die als Walküren die Welt durchreiten.
Da wurde Mord in der Welt zuerst,
Da sie mit Geren die Goldkraft stießen,
In des Hohen Halle die helle brannten.
Dreimal verbrannt ist sie dreimal geboren,
Oft, unselten, doch ist sie am Leben.
Heid hieß man sie, wohin sie kam,
Wohlredende Seherin zähmte sie Wölfe.
Sudkunst konnte sie, Seelenheil raubte sie,
Übler Leute Liebling allezeit.
Da gingen die Berater zu den Richterstühlen,
Hochheilige Götter hielten Rat,
Ob die Götter sollten Untreue strafen,
Oder. alle Götter Sühnopfer fangen.
Gebrochen war der Burgwall den Göttern,
Schlachtkundige Riesen stampften das Feld.
Wotan schleuderte über das Volk den Spieß:
Da wurde Mord in der Welt zuerst.
Da gingen die Berater zu den Richterstühlen,
Hochheilige Götter hielten Rat,
Wer mit Frevel hätte die Luft erfüllt,
Oder dem Riesenvolk Freya gegeben?
Von Zorn bezwungen zögerte Donar nicht,
Er säumt selten, wo er solches vernimmt:
Da schwanden die Eide, Wort und Schwüre,
Alle festen Verträge, jüngst trefflich erdacht.
Ich weiß ein mächtiges Horn verborgen
Unter dem himmelhohen heiligen Baum.
Einen Strom sehe ich stürzen mit starkem Fall
Aus Walvaters Pfand: wisst ihr, was das bedeutet?
Östlich saß die Alte im Eisengebüsch,
fütterte dort den Wolf aus Lokis Geschlecht.
Von ihnen allen wird eins das schlimmste:
Des Mondes Mörder übermenschlicher Gestalt.
Ihn mästet das Mark gefällter Männer,
Der Seligen Saal besudelt das Blut.
Der Sonne Schein dunkelt in kommenden Sommern,
Alle Wetter wüten: wisst ihr, was das bedeutet?
Da saß am Hügel und schlug die Harfe
Der Riesin Hüter, heiter im Sturm.
Vor ihm sang im Vogelwalde
Der hochrote Hahn auf höchstem Gipfel.
Den Göttern gellend sang der Goldkammige,
Weckte die Helden beim Heervater,
Unter der Erde singt ein andrer,
Der schwarzrote Hahn in der Hölle Säle.
Ich sah dem Lichtgott, dem blühenden Opfer,
Wotans Sohne, Unheil drohen.
Gewachsen war über die Wiesen hoch
Der zarte, zierliche Zweig der Mistel.
Von der Mistel kam, so deuchte mich
Hässlicher Harm, da der Blinde schoss.
Des Lichtgottes Bruder, war kaum geboren,
Als einsichtig Wotans Erbe zum Kampf ging.
Die Hände nicht wusch er, das Haar nicht kämmt er,
Eh er zum Holzstoß trug des Lichtgottes Töter.
Doch Frigga beklagte in ihrem Sal dort
Wallhalls Verlust: wisst ihr, was das bedeutet?
In Ketten lag im Quellenwalde
In Unholdgestalt der arge Loki.
Da sitzt auch eine Frau unsanfter Gebärde,
Des Gatten Waise: wisst ihr, was das bedeutet?
Gewoben weiß da Seherin Todesbande,
Und fest geflochten die Fessel aus Därmen.
Viel weiß der Weise, weit sehe ich voraus
Der Welt Untergang, der Götter Fall.
Grässlich heult der Mondhund vor der Höhle,
Die Fessel bricht und Wotans Wolf rennt.
Ein Strom wälzt ostwärts durch Eitertäler
Schlamm und Schwerter, der Höllenfluss.
Nördlich stand an den Nebelbergen
Ein Saal aus Gold für kunstfertige Zwerge.
Ein andrer stand auf weiter
Des Riesen Biersaal, nach dem Vater.
Einen Saal sehe ich, der Sonne fern
Am Leichenstrand, die Türen sind nordwärts gekehrt.
Gifttropfen fallen durch die Fenster nieder;
Mit Schlangenrücken ist der Saal gedeckt.
Im starrenden Strome stehen da und waten
Meuchelmörder und Meineidige
(Und die andrer Liebsten ins Ohr geraunt).
Da saugt ein Lindwurm die entseelten Leiber,
Der Menschenwürger: wisst ihr, was das bedeutet?
Viel weiß der Weise, sieht weit voraus
Der Welt Untergang, der Götter Fall.
Brüder befehden sich und fällen einander,
Geschwister sieht man die Sippe brechen.
Der Grund erdröhnt, üble Elfen fliegen;
Der eine schont des andern nicht mehr.
Unerhörtes ereignet sich, großer Ehebruch.
Beilalter, Schwertalter, wo Schilde krachen,
Windzeit, Wolfszeit eh die Welt zerstürzt.
der Weisheit Söhne spielen, der Mittelstamm entzündet sich
Beim gellenden Ruf der Posaune.
Ins erhobne Horn bläst der Wächter laut,
Wotan murmelt mit der Weisheit Haupt.
Zittert, die Weltenesche, doch steht sie,
Es rauscht der alte Baum, da der Riese frei wird.
(Sie bangen alle in der Hölle Banden
Bevor sie die Feuerwelt verschlingt.)
Grässlich heult der Mondhund vor der Höhle,
Die Fessel bricht und Wotans Wolf rennt.
Einer fährt von Osten und hebt den Schild,
eine Schlange wälzt sich in Riesenheim.
Der Wurm schlägt die Flut, der Adler facht,
Leichen zerreißt er; los die Totenkogge.
Der Kiel fährt von Osten, da kommen der Flammen Söhne
Über die See gesegelt; sie steuert Loki.
Des Untiers Abkunft ist all mit dem Wolf;
Auch Lokis Bruder ist ihm verbündet.
Feuerwächter, von Süden mit flammendem Schwert,
Von seiner Klinge scheint die Sonne der Götter.
Steinberge stürzen, Riesinnen straucheln,
Zur Hölle fahren Helden; der Himmel klafft.
Was ist mit den Göttern? Was ist mit den Elfen?
All Riesenheim ächzt, die Götter versammeln sich.
Die Zwerge stöhnen vor steinernen Türen,
Der Bergwege Weiser: wisst ihr, was das bedeutet?
Da hebt sich Friggas anderer Harm,
Da Wotan eilt zum Angriff des Wolfs.
Da Frey misst sich mit dem Schwarzen;
Schon fällt Friggas einzige Freude.
Nicht säumt Siegvaters erhabner Sohn
Mit dem Leichenwolf, selber zu fechten:
Er stößt dem Wolfsohn des Loki den Stahl ins Herz
Durch gähnenden Rachen: so rächt er den Vater.
Da kommt geschritten Walvaters schöner Erbe,
Wider den Wurm wendet sich Wotans Sohn.
Mutig trifft ihn Menschenreichs Segner.
Doch fährt neun Fuß weit Feuergott Donar
Weg von der Natter, die nichts erschreckte.
Alle Wesen müssen die Weltstatt räumen.
Schwarz wird die Sonne, die Erde sinkt ins Meer,
Vom Himmel schwinden die heitern Sterne.
Glutwirbel umwühlen den allnährenden Weltbaum,
Die heiße Lohe beleckt den Himmel.
Da sehe ich auftauchen zum andern male
Aus dem Wasser die Erde und wieder grünen.
Die Fluten fallen, darüber fliegt der Adler,
Der auf dem Felsen nach Fischen weidet.
Götter einen sich auf ihrem Felde,
Über den Weltumspanner zu sprechen, den großen.
Uralter Sprüche sind sie da eingedenk,
Vom Siegvater gefundner Runen.
Da werden sich wieder die wundersamen
Goldenen Bälle im Grase finden,
Die in Urzeiten die Götter hatten,
Der Fürst unter ihnen und Wotans Geschlecht.
Da werden unbesät die Äcker tragen,
Alles Böse bessert sich, Lichtgott kehrt wieder.
In Heervaters Himmel wohnen Lichtgott und sein Mörder,
Die walweisen Götter. Wisst ihr, was das bedeutet?
Da kann der Wille selbst sein Los sich kiesen,
Und beider Brüder Söhne bebauen
Das weite Windheim. Wisst ihr, was das bedeutet?
Einen Saal sehe ich, heller als die Sonne,
Mit Gold bedeckt auf südlichen Höhn:,
Da werden bewährte Leute wohnen
Und ohne Ende der Ehren genießen.
Da reitet der Mächtige zum Rat der Götter,
Der Starke von oben, der alles steuert.
Den Streit entscheidet er, schlichtet Zwiste,
Und ordnet ewige Satzungen an.
Nun kommt der dunkle Drache geflogen,
Die Natter hernieder aus Nebelfelsen.
Das Feld überfliegend trägt er auf den Flügeln
Lindwurms Leichen - und nieder senkt er sich.

 

 

 

Das Lied von Grimnir (Ad 2)


Heiß bist du, Flamme, zuviel ist der Glut:
Lass uns scheiden, Lohe!
Schon brennt der Zipfel, zieh ich ihn gleich empor,
Feuer fängt der Mantel.
Acht Nächte fanden mich zwischen Feuern hier,
Dass mir niemand Nahrung bot
Als Agnar allein; allein soll auch herrschen
Geirröds Sohn über der Goten Land.
Heil dir, Agnar, da Heil dir erwünscht
Der Helden Herrscher.
Für einen Trunk mag kein andrer dir
Bessre Gabe bieten.
Heilig ist das Land, das ich liegen sehe
Den Göttern nah und Elfen.
Dort in Himmelsheim soll Donar wohnen
Bis die Götter vergehen.
Eibental heißt es, wo der Wintergott hat
Den Saal sich erbaut.
Luftreich gaben dem Frey die Götter im Anfang
Der Zeiten als Zahngebinde.
Die dritte Halle hebt sich, wo die heitern Götter
Den Saal mit Silber deckten.
Hohe Halle heißt sie, die sich erwählte
Der Gott in alter Zeit.
Versunkene Halle heißt die vierte, kühle Flut
Überrauscht sie immer;
Wotan und Saga trinken alle Tage
Da selig aus goldnen Schalen.
Glanzheim heißt die fünfte, wo golden schimmert
Walhalls weite Halle:
Da kiest sich Wotan alle Tage
Vom Schwert erschlagne Männer.
Leicht erkennen können, die zu Wotan kommen,
Den Saal, wenn sie ihn sehen:
Aus Schäften ist das Dach gefügt und mit Schilden bedeckt,
Mit Brünnen die Bänke bestreut.
Leicht erkennen können, die zu Wotan kommen,
Den Saal, wenn sie ihn sehen:
Ein Wolf hängt vor dem westlichen Tor,
Über ihm dräut ein Adler.
Riesenhalle heißt die sechste, wo einst hauste,
ein mächtige Jote.
Nun bewohnt die scheue Götterbraut
Des Vaters alte Feste.
Die siebente heißt Weiter Blick: da hat der Lichtgott sich
Die Halle erhöht
Zu jener Gegend, wo der Greuel ich
Die wenigsten lauschen weiß.
Himmelsburg ist die achte, wo der Posaunenbläser soll
Der Weihestatt walten.
Der Wächter der Götter trinkt in wonnigem Hause
Da selig den süßen Met.
Folkwang ist die neunte: da hat Freya Gewalt
Die Sitze zu ordnen im Saal.
Der Walstatt Hälfte wählt sie täglich,
Wotan hat die andre Hälfte.
Richthalle ist die zehnte; auf goldnen Säulen ruht
Des Saales Silberdach.
Da thront Rechtsprecher den langen Tag
Und schlichtet allen Streit.
Schiffsstätte heißt die elfte: da hat der Meereswächter
Sich den Saal erbaut.
Ohne Fehl und Makel der Männerfürst
Waltet hohen Hauses.
Mit Gesträuch begrünt sich und hohem Grase
göttliches Land des Schweigens.
Da steigt der Sohn auf den Sattel der Mähre
Den Vater zu rächen bereit.
Koch von Walhall lässt im Kessel
den Eber sieden,
Das beste Fleisch; doch erfahren wenige,
Was die gefallene Kämpfer essen.
Gierwolf und Hungerwolf füttert der krieggewohnte
Herrliche Heervater,
Da nur von Wein der waffenhehre
Wotan ewig lebe.
Rabe Denker und Rabe Erinnerer müssen jeden Tag
Über die Erde fliegen.
Ich fürchte, dass Rabe Denker nicht nach Hause kehrt;
Doch sorg ich mehr um Rabe Erinnerer.
Mächtiger Fluss ertönt, wo des Riesenwolfs
Fisch in der Flut spielt;
Des Stromes Ungestüm dünkt zu stark
Durch tödlichen Lärm zu waten.
Walhallsschützendes Gitter, das auf dem Grunde steht
Heilig vor heiligen Türen.
Alt ist das Gitter; doch ahnen wenige
Wie sein Schloss sich schließt.
Fünfhundert Türen und viermal zehn
Wähn ich in Walhall.
Achthundert Helden ziehen aus je einer,
Wenn es dem Wolf zu wehren gilt.
Fünfhundert Stockwerke und viermal
zehn weiß ich im Bau des Donar.
Von allen Häusern, die Dächer haben,
Glaub ich meines Sohns das größte.
Gefräßig ist eine Ziege vor Heervaters Saal,
Die am Wipfeln der Esche zehrt.
Die Schale soll sie füllen mit schäumendem Met;
Der Milch ermangelt sie nie.
Gefräßig ist ein Hirsch vor Heervaters Saal,
Der am Wipfeln der Esche zehrt.
Von seinem Horngeweih tropft es in den Brunnen:
Davon stammen alle Ströme.
Watet Donar täglich,
Wenn er reitet Gericht zu halten
Bei der Weltenesche;
Denn die Götterbrücke steht all in Lohe,
Heilige Fluten flammen.
Die Rosse reiten die Götter
Täglich, wenn sie reiten Gericht zu halten
Bei der Weltenesche.
Drei Wurzeln strecken sich nach dreien Seiten
Unter der Weltenesche:
Die Hölle wohnt unter einer, unter der andern Frostriesen,
Aber unter der dritten Menschen.
Zank heißt das Eichhorn, das auf und ab rennt
An der Weltenesche:
Des Adlers Worte oben vernimmt es
Und bringt sie Lindwürmern nieder.
Der Hirsche sind vier, die mit krummem Halse
An der Esche Ausschüssen weiden.
Mehr Würmer liegen unter den Wurzeln der Esche
Als einer meint der unklugen Affen.
sollen ewig von den Wurzeln zehren.
Die Weltenesche duldet Unbill
Mehr als Menschen wissen.
Der Hirsch weidet oben, hohl wird die Seite,
Unten nagt ein Lindwurm.
Der Hengste zwei sollen immerdar
Schmachtend die Sonne führen.
Unter ihre Bugen bargen milde Mächte,
Die Mächtigen, Eisenkühle.
Schützend ist der Schild, der vor der Sonne steht,
Der glänzenden Gottheit.
Brandung und Berge verbrennten zumal,
Sänk er von seiner Stelle.
Verschlingen will der Wolf, der der scheinenden Gottheit
Folgt in die schützende Flut;
Den Mond verfolgt der andre, ein Wolf,
Eilt der Himmelsbraut voraus.
Aus eines Riesen Fleisch ward die Erde geschaffen,
Aus dem Schweiße die See,
Aus dem Gebein die Berge, die Bäume aus dem Haar,
Aus der Hirnschale der Himmel.
Aus den Augenbrauen schufen gütige Götter
ein Reich den Menschensöhnen;
Aber aus seinem Hirn sind alle hart gemuten
Wolken erschaffen worden.
Ullers Gunst hat und aller Götter,
Wer zuerst die Lohe löscht,
Denn die Aussicht öffnet sich den Göttersöhnen,
Wenn der Kessel vom Feuer kommt.
Kunstfertige Zwerge ging in Urtagen
Sicheres Schiff zu schaffen,
Das beste der Schiffe, für den schimmernden Frey,
Des Meereswächters Sohn,
Die Weltenesche, ist der Bäume erster,
Dieses das erste der Schiffe,
Gott Wotan, aller Rosse das Achtbeinige,
Regenbogen der Brücken, Beredsamkeit der Verse,
Einer nur unter Habichten, Mond unter den Hunden.
Mein Antlitz sahen nun der Sieggötter Söhne,
So wird mein Heil erwachen:
Alle Götter werden Einzug halten
Zu des Wüterichs Saal,
Zu des Wüterichs Mahl.
Ich heiße so und heiße anders.
Allvater, Wotan, und mit vielen Nennungen;
Eines Namens genüge mir nie
Seit ich unter die Völker fuhr.
So hießen sie mich, da ich Schlitten zog;
Anders dort im Thing;
Anders als ich den alten Riesen trog.
Grimnir hießen sie mich bei Geirröd,
Toll bist du, Geirröd, hast zuviel getrunken,
Der Met ward dir Meister.
Viel verlorst du, meiner Liebe darbend:
Aller Gefallenen Kämpfer und Wotans Huld.
Viel sagt ich dir: du schlugst es in den Wind,
Die Vertrauten trogen dich.
Schon sehe ich liegen meines Lieblings Schwert
Vom Blut erblindet.
Die schwertmüde Hülle hebt nun Grimnir auf,
Da das Leben dich ließ:
Abhold sind dir die Elfen, nun magst du Wotan schauen:
Komm heran, wenn du kannst.
Wotan heiß ich nun, Grimnir hieß ich eben,
Anders schon hab ich geheißen.
Allen Ursprung weiß ich
Aller aus mir allein.

 

 

 

Lied vom Reifriesen , des Rätselmeisters (Ad 3)


Wotan:
Rat du mir nun, Frigga, da mich zu fahren lüstet
Zu des Reifriesen Wohnungen;
Denn groß ist mein Vorwitz über der Vorwelt Lehren
Mit dem allwissenden Joten zu streiten.


Frigga:
Daheim zu bleiben, Heervater, mahn ich dich
Zu der Götter Gehegen,
Da vom Stamm der Joten ich stärker keinen
Als den Reifriesen weiß.


Wotan:
Viel erfuhr ich, viel versucht ich,
Befrug der Wesen viel;
Nun will ich wissen wie's in des Reifriesen
Sälen beschaffen ist.


Frigga:
Heil denn fahre, heil denn kehre,
Heil dir auf deinen Wegen!
Dein Witz bewähre sich, da du, Weltenvater,
Mit Riesen Rede tauschest. -
Fuhr da Walvater zu erforschen die Weisheit
Des allklugen Joten.
Er kam zu der Halle;
Eintrat Wotan alsbald.


Wotan:
Heil dir, Rätselmeister! In die Halle kam ich
Dich selber zu sehen.
Zuerst will ich wissen ob du weise bist
Und ein allwissender Jote.


Reifriese:
Wer ist der Mann, der in meinem Saal
Das Wort an mich wendet?
Aus kommst du nimmer aus unsern Hallen,
Wenn du nicht weiser bist.


Wotan:
Gangrad heiß ich, die Wege ging ich
Durstig zu deinem Saal.
Bin weit gewandert, des Wirts, o Riese,
Und deines Empfangs bedürftig.


Reifriese:
Was hältst du und sprichst an der Hausflur?
Nimm dir Sitz im Saale:
So wird erkannt wer kundiger sei,
Der Gast oder der graue Redner.


Wotan:
Kehrt Armut ein beim Überfluss,
Spreche sie gut oder schweige.
Übeln Ausgang nimmt Übergeschwätzigkeit
Bei mürrischem Manne.


Reifriese:
Sage du, so du von der Flur versuchen willst,
Wanderer, dein Glück,
Wie heißt der Hengst, der herzieht den Tag
Über der Menschen Menge?


Wotan:
Leuchtmähne heißt er, der den schimmernden Tag zieht
Über der Menschen Menge.
Für der Füllen bestes gilt es den Völkern,
Stets glänzt die Mähne der Mähre.


Reifriese:
Sage denn, so du von der Flur versuchen willst,
Wanderer, dein Glück,
Den Namen des Rosses, das die Nacht bringt von Osten
Den waltenden Wesen?


Wotan:
Taumähne heißt es, das die Nacht herzieht
Den waltenden Wesen.
Mehltau fällt ihm am Morgen vom Gebiss
Und füllt mit Tau die Täler.


Reifriese:
Sage denn, so du von der Flur versuchen willst,
Wanderer, dein Glück,
Wie heißt der Strom, der dem Stamm der Riesen
Den Grund teilt und den Göttern?


Wotan:
Ungestüm heißt der Strom, der dem Stamm der Riesen
Den Grund teilt und den Göttern.
Durch alle Zeiten zieht er offen,
Nie wird Eis ihn engen.


Reifriese:
Sage denn, so du von der Flur versuchen willst,
Wanderer, dein Glück,
Wie heißt das Feld, wo zum Kampf sich finden
der Schwarze und die seligen Götter?


Wotan:
Kampfsturm heißt das Feld, da zum Kampf sich finden
der Schwarze und die seligen Götter.
Hundert Rasten zählt es rechts und links:
Solcher Walplatz wartet ihrer.


Reifriese:
Klug bist du, Gast: geh zu den Riesenbänken
Und lass uns sitzend sprechen.
Das Haupt stehe hier in der Halle zur Wette,
Wanderer, um weise Worte.


Wotan:
Sage zum ersten, wenn Sinn dir ausreicht
Und du es weißt, Rätselmeister,
Erd und Überhimmel, von wannen zuerst sie
Kamen? kluger Jote!


Reifriese:
Aus des Urriesen Fleisch, ward die Erde geschaffen,
Aus dem Gebein die Berge,
Der Himmel aus der Hirnschale des eiskalten Hünen,
Aus seinem Schweiße die See.


Wotan:
Sag mir zum andern, wenn der Sinn dir ausreicht
Und du es weißt, Rätselmeister,
Von wannen der Mond kommt, der über die Menschen fährt,
Und so die Sonne?


Reifriese:
Beweger der Achse heißt des Mondes Vater
Und so der Sonne.
Sie halten täglich am Himmel die Runde
Und bezeichnen die Zeiten des Jahrs.


Wotan:
Sag mir zum dritten, so du weise dünkst
Und du es weißt, Rätselmeister,
Wer hat den Tag gezeugt, der über die Völker zieht,
Und die Nacht mit dem Neumond?


Reifriese:
Morgentau heißt des Tages Vater,
Die Nacht ist von einem schlanken Riesen gezeugt.
Des Mondes Mindern und Schwinden schufen milde Wesen
Die Zeiten des Jahrs zu bezeichnen.


Wotan:
Sag mir zum vierten, wenn du's erforscht hast
Und du es weißt, Rätselmeister,
Wannen der Winter kam und der warme Sommer
Zuerst den gütigen Göttern?


Reifriese:
Windswalt heißt des Winters Vater,
Und Sonnhard des Sommers.
Durch alle Zeiten ziehen sie einander
Bis die Götter vergehen.


Wotan:
Sag mir zum fünften, wenn du's erforscht hast
Und du es weißt, Rätselmeister,
Wer von den Göttern der erste, oder von des Urriesen Geschlecht
Im Anfang aufwuchs?


Reifriese:
Im Urbeginn der Zeiten vor der Erde Schöpfung
Ward der Bergbrüller geboren.
Kraftschrei war dessen Vater,
aus Sand geboren sein Ahn.


Wotan:
Sag mir zum sechsten, wenn du sinnig dünkst
Und du es weißt, Rätselmeister,
Woher der Sandgeborene kam den Kindern der Riesen
Zuerst? allkluger Jote.


Reifriese:
Aus den Höllenflüssen fuhren Eitertropfen
Und wuchsen bis ein Riese ward.
Dann stoben Funken aus der südlichen Welt
Und Lohe gab Leben dem Eis.


Wotan:
Sag mir zum siebenten, wenn du sinnig dünkst
Und du es weißt, Rätselmeister,
Wie zeugte Kinder der kühne Jote,
Da er der Gattin irre ging?


Reifriese:
Unter des Reifriesen Arm wuchs, rühmt die Sage,
Dem Starken Sohn und Tochter.
Fuß mit Fuß gewann dem furchtbaren Riesen
Sechsgehäupteten Sohn.


Wotan:
Sag mir zum achten, wenn man dich weise achtet,
Dass du es weißt, Rätselmeister,
Wes gedenkt dir zuerst, was weißt du das älteste?
Du bist ein allkluger Jote.


Reifriese:
Im Urbeginn der Zeiten, vor der Erde Schöpfung
Ward Bergbrüller geboren.
Des gedenk ich zuerst, dass der allkluge Jote
Im Boot geborgen ward.


Wotan:
Sag mir zum neunten, wenn man dich weise nennt
Und du es weißt, Rätselmeister,
Woher der Wind kommt, der über die Wasser fährt
Unsichtbar den Erdgebornen.


Reifriese:
Leichenverschlinger heißt der an Himmels Ende sitzt
In Adlerskleid ein früh Geborener.
Mit seinen Fittichen facht er den Wind
Über alle Völker.


Wotan:
Sag mir zum zehnten, wenn der Götter Zeugung
Du weißt, Rätselmeister,
Wie kam der Meeresgott aus Schiffsstadt
Unter die Göttersöhne?
Höfen und Heiligtümern hundert gebietet er
Und ist nicht göttlichen Ursprungs.


Reifriese:
In Riesenheim schufen ihn weise Mächte
Und gaben ihn Göttern zum Geisel.
Am Ende der Zeiten soll er aber kehren
Zu den weisen Giganten.


Wotan:
Sag mir zum elften, wenn der Götter Geschicke
Du weißt, Rätselmeister,
In Heervaters Halle was die Helden schaffen
Bis die Götter vergehen?


Reifriese:
Die Kämpfer alle in Wotans Saal
Streiten Tag für Tag;
Sie kiesen den Wal und reiten vom Kampf heim
Mit Göttern zu trinken,
Und des Ebers satt
Sitzen sie friedlich beisammen.


Wotan:
Sag mir zum zwölften, wenn der Götter Zukunft
Du alle weißt, Rätselmeister,
Von der Joten und aller Götter Geheimnissen
Sag mir das Sicherste,
Allkluger Jote.


Reifriese:
Von der Joten und aller Götter Geheimnissen
Kann ich Sicheres sagen,
Denn alle durchwandert hab ich die Welten,
Neun Reiche bereist ich bis zur Nebelwelt nieder;
Da fahren die Helden zur Hölle.


Wotan:
Viel erfuhr ich, viel versucht ich,
Befrug der Wesen viel.
Wer lebt und leibt noch, wenn der lang besungne
Schreckenswinter schwand?


Reifriese:
Leben und nach Leben Strebende verborgen
In Holz der Esche.
Morgentau ist all ihr Mahl:
Von ihnen stammt ein neu Geschlecht.


Wotan:
Viel erfuhr ich, viel versucht ich,
Befrug der Wesen viel.
Wie kommt eine Sonne an den klaren Himmel,
Wenn diese ein Wolf fraß?


Reifriese:
Eine Tochter entstammt der strahlenden Göttin
Eh der Wolf sie würgt:
GIänzend fährt nach der Götter Fall
Die Maid auf den Wegen der Mutter.


Wotan:
Viel erfuhr ich, viel versucht ich,
Befrug der Wesen viel.
Wie heißen die Mädchen, die das Meer der Zeit
Vorwissend überfahren?


Reifriese:
Drei über der Völker schweben
schützende Mädchen,
Die einzigen Huldinnen der Erdenkinder,
Wenn auch bei Riesen auferzogen.


Wotan:
Viel erfuhr ich, viel versucht ich,
Befrug der Wesen viel.
Wer waltet des Erbes der Götter,
Wenn des Schwarzens Lohe losch?


Reifriese:
Zwei Rachegötter walten des Heiligtums,
Wenn des Schwarzens Lohe losch.
Stärke und Zorn sollen den Hammer schwingen
Und zu Ende kämpfen den Krieg.


Wotan:
Viel erfuhr ich, viel versucht ich,
Befrug der Wesen viel.
Was wird Wotans Ende werden,
Wenn die Götter vergehen?


Reifriese:
Der Wolf erwürgt den Vater der Welten:
Das wird die Rache rächen.
Die kalten Kiefern wird er klüften
Im letzten Streit dem starken.


Wotan:
Viel erfuhr ich, viel versucht ich,
Befrug der Wesen viel:
Was sagte Wotan ins Ohr dem Sohn
Eh er die Scheitern bestieg?


Reifriese:
Nicht einer weiß, was in der Urzeit du
Sagtest dem Sohn ins Ohr.
Den Tod auf dem Munde meldet ich Schicksalsworte
Von der Götter Ausgang.
Mit Wotan kämpft ich in klugen Reden:
Du wirst immer der Weiseste sein.

 

 

 

Wotans Rabenzauber (Ad 4)


Allvater waltet, Elfen verstehen,
Giganten wissen, Nornen weisen,
Waldgeist nährt, Menschen dulden,
Riesen erwarten, Walküren trachten.
Die Götter ahnten übles Verhängnis,
Verwirrt von widrigen Winken der Seherin.
Urda sollte Unsterblichkeits- Met bewachen,
Wenn sie wüsste so großem Schaden zu wehren.
Auf hub sich Rabe Denker den Himmel zu suchen;
Unheil fürchteten die Götter, verweil er.
Alberichs Ausspruch ist schwerer Traum,
Dunkler Traum ist Mimes Ausspruch.
Den Zwergen schwindet die Starke. Die Himmel
Neigen sich nieder zu der Leere Nähe.
Das Himmelspferd lässt sie oftmals sinken,
Oft die sinkenden hebt er aber empor.
Nirgends haftet Sonne noch Erde,
Es schwanken und stürzen die Ströme der Luft.
In des Hüters klarer Quelle versiegt
Die Weisheit der Männer. Wisst ihr, was das bedeutet?
Im Tale weilt die vorwissende Göttin
Hinab von der Weltenesche gesunken,
Elfengeschlechtern, Idisen genannt,
Die Jüngste der kunstfertigen Zwerge.
Schwer erträgt sie dies Niedersinken
Unter des Laubbaums Stamm gebannt.
Nicht behagt es ihr bei der Tochter der Nacht,
An heitere Wohnung gewöhnt so lange.
Die Sieggötter sehen die Sorge Urdas
Um die niedre Wohnung: sie geben ihr ein Wolfsfell.
Damit bekleidet verkehrt sie den Sinn,
Freut sich der Auskunft, erneut die Farbe.
Wählte Wotan den Wächter der Brücke,
Den Posaunentöner, die Göttin zu fragen
Was sie wisse von den Weltgeschicken.
Ihn geleiten Loki und den Dichter.
Weihlieder sangen, auf Wölfen ritten
Die Herrscher und Hüter der Himmelswelt.
Wotan spähte vom thronenden Sitz
Und wandte weit hinweg die Zeugen.
Der Weise fragte die Wächterin des Tranks,
Ob von den Göttern und ihren Geschicken
Unten im Hause der Hölle sie wüssten
Anfang und Dauer und endlichen Tod.
Sie mochte nicht reden, nicht melden konnte sie's:
Wie begierig sie fragten, sie gab keinen Laut,
Zähren schossen aus den Spiegeln des Haupts,
Mühsam verhehlt, und netzten die Hände.
Wie schlafbetäubt erschien den Göttern
Die Harmvolle, die des Worts sich enthielt.
Je mehr sie sich weigerte, je mehr sie drängten;
Doch mit allem Forschen erfragten sie nichts.
Da fuhr hinweg der Vormann der Botschaft,
Der Hüter von des Heerfürstens gellendem Horn.
Den listigen Loki nahm er zum Begleiter;
Als Wache der Schönen blieb die Riesin des Eises.
Zur Weinhalle kehrten schweigsame Gesandte,
Beide von drei Elementen getragen.
Eintraten sie jetzt und grüßten die Götter,
Seine Gefährten beim fröhlichen Mahl.
Sie wünschten dem Wotan, dem seligsten Gott,
Lang auf dem Hochsitz der Lande zu walten;
Den Göttern, beim Gastmahl vergnügt sich zu reihen,
Bei Allvater ewiger Ehren genießend.
Des Bollwerks Gebot auf die Bänke verteilt,
Vom Wildeber speisend saßen die Götter.
Walküren schenkten in des Seefahrers Schalen
Den Met und maß ihn aus des Weisen Horn.
Mancherlei fragten über dem Mahle
Den Posaunenwächter die Götter, Göttinnen fragten Loki,
Ob Spruch und Spähung gespendet die Jungfrau -
Bis Dunkel am Abend den Himmel deckte.
Übel, sagten sie, sei es ergangen,
Erfolglos die Werbung, und wenig erforscht.
Nur mit List gewinnen ließe der Rat sich
Dass ihnen die göttliche Auskunft gäbe.
Antwort gab Wotan, sie alle hörten es:
,,Die Nacht ist zu nützen zu neuem Entschluss.
Bis Morgen bedenke wer es vermag
Glücklichen Rat den Göttern zu finden.''
Über die Wege von des Frühlings Mutter
Nieder sank die Nahrung des Mondes.
Vom Gastmahl schieden die Götter entlassend
Wotan und Frigga, als dass Ross auffuhr.
Da hebt sich von Osten aus den Eisströmen
Des reifkalten Riesen dornige Rute,
Mit der er in Schlaf die Völker schlägt,
Die das Land bewohnen, vor Mitternacht.
Die Kräfte ermatten, ermüden die Arme,
Schwindelnd wankt der weiße Schwertgott.
Ohnmacht befallt sie in der eisigen Nachtluft,
Die Sinne schwanken der ganzen Versammlung.
Da trieb aus dem Tore wieder der Tag
Sein schön mit Gestein geschmücktes Ross;
Weit über Mannheim glänzte die Mähne:
Des Zwerges Überlisterin zog es im Wagen.
Am nördlichen Rand der nährenden Erde
Unter des Urbaums äußerste Wurzel
Gingen zur Ruhe nächtliche Riesen,
Gespenster, Zwerge und Schwarzelfen.
Auf standen die Herrscher und die Elfenbestrahlerin;
Die Nacht sank nördlich ins Nebelreich.
Der Weise stieg des Himmels Brücke hinan,
Der Hornbläser, zu den tragenden Bergen.

 

 

 

Das Wegtamslied (Ad 5)


Götter eilten all zur Versammlung
Und Göttinnen all zum Gespräch:
Darüber berieten die himmlischen Richter,
Warum den Lichtgott böse Träume schreckten?
(Ihm schien der schwere Schlaf ein Kerker,
Verschwunden des süßen Schlummers Labe.
Da fragten die Fürsten vorschaunde Wesen,
Ob ihnen das wohl Unheil bedeute?
Die Gefragten sprachen: ,,Dem Tode verfallen ist
des Winters Freund, so einzig lieblich."
Darob erschraken Wotan und Frigga,
Und alle die Fürsten sie fassten den Schluss:
"Wir wollen besenden die Wesen alle,
Frieden erbitten, dass sie dem Lichtgott nicht schaden."
Alles schwur Eide, ihn zu verschonen;
Frigga nahm die festen Schwüre in Empfang-
Allvater achtete das ungenügend,
Verschwunden schienen ihm die Schutzgeister all.
Die Götter berief der Rat zu heischen;
Am Mahlstein gesprochen ward mancherlei.)
Aufstand Wotan der Allerschaffer,
Und schwang den Sattel auf des Rosses Rücken-.
In die Nebelwelt hernieder ritt er;
Da kam aus der Hölle ein Hund ihm entgegen,
Blutbefleckt vorn an der Brust,
Kiefer und Rachen klaffend zum Biss,
So ging er entgegen mit gähnendem Schlund
Dem Vater der Lieder und bellte laut-.
Fort ritt Wotan, die Erde dröhnte,
Zu dem hohen Haus kam er der Hölle.
Da ritt Wotan ans östliche Tor,
Wo er der Seherin wusste den Hügel.
Das Wecklied begann er der Weisen zu singen,
(Nach Norden schauend schlug er mit dem Stabe,
Sprach die Beschwörung Bescheid erheischend)
Bis gezwungen sie aufstand Unheil verkündend-.


Seherin:
Welcher der Männer, mir unbewusster,
Schafft die Beschwere mir solchen Gangs?
Schnee beschneite mich, Regen beschlug mich,
Tau beträufte mich, tot war ich lange.


Wotan:
Ich heiße Wegtam, bin WaItams Sohn.
Wie ich von der Oberwelt, sprich von der Unterwelt.
Wem sind die Bänke mit Ringen bestreut,
Die glänzenden Betten mit Gold bedeckt?


Seherin:
Hier steht dem Lichtgott der Becher eingeschenkt,
Der schimmernde Trank, vom Schild bedeckt.
Die Götter alle sind ohne Hoffnung.
Genötigt sprach ich, nun will ich schweigen-


Wotan:
Schweig nicht, Seherin, ich will dich fragen
Bis alles ich weiß. Noch wüsste ich gerne:
Welcher der Männer ermordet den Lichtgott,
Wird Wotans Erben das Ende fügen?


Seherin:
Hierher bringt der Blinde den hochberühmten,
Er wird der Mörder werden des Lichtgottes,
Wird Wotans Erben das Ende fügen.
Genötigt sprach ich, nun will ich schweigen.


Wotan:
Schweig nicht, Seherin, ich will dich fragen
Bis alles ich weiß. Noch wüsste ich gerne:
Wer wird uns Rache gewinnen am Blinden,
Und zum Holzstoß bringen des Lichtgottes Mörder?


Seherin:
Fruchtbar im Westsaal gewinnt einen Sohn,
Der einnächtig, Wotans Erbe, zum Kampf geht.
Er wäscht die Hand nicht, das Haar nicht kämmt er
Bis er zum Holzstoß brachte des Lichtgottes Mörder.
Genötigt sprach ich, nun will ich schweigen.


Wotan:
Schweig nicht, Seherin, ich will dich fragen
Bis alles ich weiß. Noch wüsste ich gerne:
Wie heißt das Weib, die nicht weinen will
Und himmelan werfen des Hauptes Schleier?
Sage das eine noch, nicht eher schläfst du.


Seherin:
Du bist nicht Wegtam, wie erst ich wähnte,
Wotan bist du der Allerschaffer.


Wotan:
Du bist keine Seherin, kein wissendes Weib,
Vielmehr bist du dreier Riesen Mutter.


Seherin:
Heim reit nun, Wotan, und rühme dich:
Kein Mann kommt mehr mich zu besuchen
Bis los und ledig Loki der Bande wird
Und der Götter Dämmerung verderbend einbricht.

 

 

 

Des Hohen Lied (Ad 6)


Der Ausgänge halber bevor du eingehst
Stelle dich sicher,
Denn ungewiss ist, wo Widersacher
Im Hause halten.
Heil dem Geber! Der Gast ist gekommen:
Wo soll er sitzen?
Atemlos ist, der unterwegs
Sein Geschäft besorgen soll.
W ärme wünscht der vom Wege kommt
Mit erkaltetem Knie;
Mit Kost und Kleidern erquicke den Wandrer,
Der über Felsen fuhr.
Wasser bedarf, der Bewirtung sucht,
Ein Handtuch und holde Nötigung.
Mit guter Begegnung erlangt man vom Gaste
Wort und Wiedervergeltung.
Witz bedarf man auf weiter Reise;
Daheim hat man Nachsicht.
Zum Augengespött wird der Unwissende,
Der bei Sinnigen sitzt.
Doch steife sich niemand auf seinen Verstand,
Acht hab er immer.
Wer klug und wortkarg zum Wirte kommt
Schadet sich selten:
Denn festern Freund als kluge Vorsicht
Mag der Mann nicht haben.
Vorsichtiger Mann, der zum Mahle kommt,
Schweigt lauschend still.
Mit Ohren horcht er, mit Augen späht er
Und forscht zuvor verständig.
Selig ist, der sich erwirbt
Lob und guten Leumund.
Unser Eigentum ist doch ungewiss
In des andern Brust.
Selig ist, wer selbst sich mag
Im Leben löblich raten,
Denn übler Rat wird oft dem Mann
Aus des andern Brust.
Nicht bessre Bürde bringt man auf Reisen
Als Wissen und Weisheit.
So frommt das Gold in der Fremde nicht,
In der Not ist nichts so nütze.
Nicht übleren Begleiter gibt es auf Reisen
Als Betrunkenheit ist,
Und nicht so gut als mancher glaubt
Ist Met den Erdensöhnen,
Denn um so minder je mehr man trinkt
Hat man seiner Sinne Macht.
Der Vergessenheit Reiher überrauscht Gelage
Und stiehlt die Besinnung.
Des Vogels Gefieder befing auch mich
In Haus und Gehege des Metes Hüterin.
Trunken ward ich und übertrunken
In des roten Hahnes Felsen.
Trunk mag taugen, wenn man ungetrübt
Sich den Sinn bewahrt.
Schweigsam und vorsichtig sei des Fürsten Sohn
Und kühn im Kampf.
Heiter und wohlgemut erweise sich jeder
Bis zum Todestag.
Der unwerte Mann meint ewig zu leben,
Wenn er vor Gefechten flieht.
Das Alter gönnt ihm doch endlich nicht Frieden.
Obwohl der Speer ihn spart.
Der Tölpel glotzt, wenn er zum Gastmahl kommt,
Murmelnd sitzt er und mault.
Hat er sein Teil getrunken hernach,
So sieht man welchen Sinns er ist.
Der weiß allein, der weit gereist ist,
Und vieles hat erfahren,
Welches Witzes jeglicher waltet,
Wofern ihm selbst der Sinn nicht fehlt.
Lange zum Becher nur, doch leer ihn mit Maß,
Sprich gut oder schweig.
Niemand wird es ein Laster nennen,
Wenn du früh zur Ruhe fährst.
Der gierige Schlemmer, vergisst er der Tischzucht,
Schlingt sich schwere Krankheit an;
Oft wirkt Verspottung, wenn er zu Weisen kommt,
Törichtem Mann sein Magen.
Selbst Herden wissen, wann zur Heimkehr Zeit ist
Und gehen vom Grase willig;
Der Unkluge kennt allein nicht
Seines Magens Maß.
Der Armselige, Übelgesinnte
Hohnlacht über alles
Und weiß doch selbst nicht was er wissen sollte,
Dass er nicht fehlerfrei ist.
Unweiser Mann durchwacht die Nächte
Und sorgt um alle Sachen;
Matt nur ist er, wenn der Morgen kommt,
Der Jammer wahrt wie er war.
Ein unkluger Mann meint sich alle hold,
Die ihn lieblich anlachen.
Er versieht es sich nicht, wenn sie Schlimmes von ihm reden
So er zu Klügern kommt.
Ein unkluger Mann meint sich alle hold,
Die ihm kein Widerwort geben;
Kommt er vor Gericht, so erkennt er bald,
Dass er wenig Anwälte hat.
Ein unkluger Mann meint, alles zu können,
Wenn er sich einmal zu wahren wusste.
Doch wenig weiß er was er antworten soll,
Wenn er mit Schwerem versucht wird.
Ein unkluger Mann, der zu andern kommt,
Schweigt am besten still.
Niemand bemerkt, dass er nichts versteht,
So lang er zu sprechen scheut.
Nur freilich weiß wer wenig weiß
Auch das nicht, wann er schweigen soll.
Weise dünkt sich schon wer zu fragen weiß
Und zu sagen versteht;
Doch Unwissenheit mag kein Mensch verbergen,
Der mit Leuten leben muss.
Der schwatzt zuviel, der nimmer schweigt
Eitel unnützer Worte.
Die zappelnde Zunge, die kein Zaum verhält,
Ergellt sich selten Gutes.
Mach nicht zum Spott der Augen den Mann,
Der vertrauend Schutz will suchen.
Klug dünkt sich leicht, der von keinem befragt wird
Und mit heiler Haut daheim sitzt.
Klug dünkt sich gern, wer Gast den Gast
Verhöhnend, Heil in der Flucht sucht.
Oft merkt zu spät, der beim Mahle Hohn sprach,
Wie grämlichen Feind er ergrimmte.
Zu oft geschieht es, dass sonst nicht Verfeindete
Sich als Tischgesellen schrauben.
Dieses Aufziehen wird ewig währen:
Der Gast grollt dem Gaste.
Bei Zeiten nehme den Imbiss zu sich,
Der nicht zu gutem Freunde fährt.
Sonst sitzt er und schnappt und will verschmachten
Und hat zum Reden nicht Ruhe.
Ein Umweg ist's zum untreuen Freunde,
Wohnt er gleich am Wege;
Zum trauten Freunde führt ein Richtsteig
Wie weit der Weg sich wende.
Zu gehen schickt sich, nicht zu gasten stets
An derselben Statt.
Der Liebe wird leid, der lange weilt
In des andern Haus.
Eigen Haus, ob eng, geht vor,
Daheim bist du Herr,
Zwei Ziegen nur und dazu ein Strohdach
Ist besser als Betteln.
Eigen Haus, ob eng, geht vor,
Daheim bist du Herr.
Das Herz blutet jedem, der erbitten muss
Sein Mahl alle Mittag.
Von seinen Waffen weiche niemand
Einen Schritt im freien Feld:
Niemand weiß unterwegs, wie bald
Er seines Speers bedarf.
Nie fand ich so milden und kostfreien Mann,
Der nicht gerne Gab empfing,
Mit seinem Gute so freigebig keinen,
Dem Lohn wäre leid gewesen.
Des Vermögens, das der Mann erwarb,
Soll er sich selbst nicht Abbruch tun:
Oft spart man dem Leiden was man dem Lieben bestimmt;
Viel fügt sich schlimmer als man denkt.
Freunde sollen mit Waffen und Gewändern sich erfreuen,
Den schönsten, die sie besitzen:
Gab und Gegengabe begründet Freundschaft,
Wenn sonst nichts entgegen steht.
Der Freund soll dem Freunde Freundschaft bewähren
Und Gabe gelten mit Gabe.
Hohn mit Hohn soll der Held erwidern,
Und Losheit mit Lüge.
Der Freund soll dem Freunde Freundschaft bewähren,
Ihm selbst und seinen Freunden.
Aber des Feindes Freunde soll niemand
Sich gewogen erweisen.
Weißt du den Freund, dem du wohl vertraust
Und erhoffst du Holdes von ihm,
So tausche Gesinnung und Geschenke mit ihm,
Und suche manchmal sein Haus heim.
Weißt du den Mann, dem du wenig vertraust
Und erhoffst doch Holdes von ihm,
Sei fromm in Worten und falsch im Denken
Und zahle Losheit mit Lüge.
Weißt du dir wen, dem du wenig vertraust,
Weil dich sein Sinn verdächtig dünkt,
Den magst du anlachen, und an dich halten:
Die Vergeltung gleiche der Gabe.
Jung war ich einst, da ging ich einsam
Verlassne Wege wandern.
Doch fühlt ich mich reich, wenn ich andere fand:
Der Mann ist des Mannes Lust.
Der milde, mutige Mann ist am glücklichsten,
Den selten Sorge beschleicht;
Doch der Verzagte zittert vor allem
Und kargt verkümmernd mit Gaben.
Mein Gewand gab ich im Walde
Moosmännern zweien.
Bekleidet deuchten sie Kämpen sich gleich,
Während Hohn den Nackten neckt.
Der Dornbusch dorrt, der im Dorfe steht,
Ihm bleibt nicht Blatt noch Borke.
So geht es dem Mann, den niemand mag:
Was soll er länger leben?
Heißer brennt als Feuer der Bösen
Freundschaft fünf Tage lang;
Doch sicher am sechsten ist sie erstickt
Und alle Lieb erloschen.
Die Gabe muss nicht immer groß sein:
Oft erwirbt man mit wenigem Lob.
Ein halbes Brot, eine Neig im Becher
Gewann mir wohl den Gesellen.
Wie Körner im Sand klein an Verstand
Ist kleiner Seelen Sinn.
Ungleich ist der Menschen Einsicht,
Zwei Hälften hat die Welt.
Der Mann muss mäßig weise sein,
Doch nicht allzu weise.
Das schönste Leben ist dem beschieden,
Der recht weiß, was er weiß.
Der Mann muss mäßig weise sein,
Doch nicht allzu weise.
Des Weisen Herz erheitert sich selten
Wenn er zu weise wird.
Der Mann muss mäßig weise sein,
Doch nicht allzu weise.
Sein Schicksal kenne keiner voraus,
So bleibt der Sinn ihm sorgenfrei.
Brand entbrennt an Brand, bis er zu Ende brennt,
Flamme belebt sich an Flamme.
Der Mann wird durch den Mann der Rede mächtig
Im Verborgnen bleibt er blöde.
Früh aufstehen soll, wer den andern sinnt
Um Haupt und Habe zu bringen:
Dem schlummernden Wolf glückt selten ein Fang,
Noch schlafendem Mann ein Sieg.
Früh aufstehen soll, wer wenig Arbeiter hat,
Und schauen nach seinem Werke.
Manches versäumt, wer den Morgen verschläft:
Dem Raschen gehört der Reichtum halb.
Dürrer Scheite und deckender Schindeln
Weiß der Mann das Maß,
Und all des Holzes, womit er ausreicht
Während der Jahreswende.
Rein und gesättigt reit zur Versammlung
Um schönes Kleid unbekümmert.
Der Schuh und der Hosen schäme sich niemand,
Noch des Hengstes, hat er nicht guten.
Zu sagen und zu fragen verstehe jeder,
Der nicht dumm will dünken.
Nur einem vertrau er, nicht auch dem andern,
Wissens dreie, so weiß es die Welt.
Verlangend lechzt, eh er landen mag
Der Aar auf der ewigen See.
So geht es dem Mann in der Menge des Volks,
Der keinen Anwalt antrifft.
Der Macht muss der Mann, wenn er klug ist,
Sich mit Bedacht bedienen,
Denn bald wird er finden, wenn er sich Feinde macht,
Dass dem Starken ein Stärkerer lebt.
Umsichtig und verschwiegen sei ein jeder
Und im Zutrauen zaghaft.
Worte, die andern anvertraut wurden,
Büßt man oft bitter.
An manchen Ort kam ich allzu früh;
Allzu spät an andern.
Bald war getrunken das Bier, bald zu frisch;
Unlieber kommt immer zur Unzeit.
Hier und dort hätte mir Labung gewinkt,
Wenn ich des bedurfte.
Zwei Schinken noch hingen in des Freundes Halle,
Wo ich einen schon geschmaust.
Feuer ist das Beste dem Erdgebornen,
Und der Sonne Schein;
Nur sei Gesundheit ihm nicht versagt
Und lasterlos zu leben.
Ganz unglücklich ist niemand, ist er gleich nicht gesund:
Einer hat an Söhnen Segen,
Einer an Freunden, einer an vielem Gut,
Einer an trefflichem Tun.
Leben ist besser, auch Leben in Armut:
Der Lebende kommt noch zur Ruh.
Feuer sah ich des Reichen Reichtümer fressen,
Und der Tod stand vor der Tür.
Der Hinkende reite, der Handlose hüte,
Der Taube taugt noch zur Tapferkeit.
Blind sein ist besser als verbrannt werden:
Der Tote nützt zu nichts mehr.
Ein Sohn ist besser, ob spät geboren
Nach des Vaters Hinfahrt.
Gedenksteine stehen am Wege selten,
Wenn sie der Freund dem Freund nicht setzt.
Zweie gehören zusammen und doch schlägt die Zunge
das Haupt.
Unter jedem Gewand erwart ich eine Faust.
Der Nacht freut sich wer des Vorrats gewiss ist,
Doch herb ist die Herbstnacht.
Fünfmal wechselt oft das Wetter am Tag:
Wie viel mehr im Monat!
Wer wenig weiß, der weiß auch nicht,
Dass einen oft der Reichtum äfft;
Einer ist reich, ein andrer arm:
Den soll niemand narren.
Das Vieh stirbt, die Freunde sterben,
Endlich stirbt man selbst;
Doch nimmer mag ihm der Nachruhm sterben,
Welcher sich guten gewann.
Das Vieh stirbt, die Freunde sterben,
Endlich stirbt man selbst;
Doch eines weiß ich, dass immer bleibt:
Das Urteil über den Toten.
Volle Speicher sah ich bei Fettlings Sprossen,
Die heute am Hungertuch nagen:
Überfluss währt einen Augenblick,
Dann flieht er, der falscheste Freund.
Der alberne Geck, gewinnt er etwa
Gut oder Gunst der Frauen,
Gleich schwillt ihm der Kamm, doch die Klugheit nicht;
Nur im Hochmut nimmt er zu.
Was wirst du finden befragst du die Runen,
Die hochheiligen,
Welche Götter schufen, Hohepriester schrieben?
Dass nichts besser sei als Schweigen.
Den Tag lob abends, die Frau im Tode,
Das Schwert, wenn's versucht ist,
Die Braut nach der Hochzeit, eh es bricht, das Eis,
Das Bier, wenn's getrunken ist.
Im Sturm fällt den Baum, stich bei Fahrwind in See,
Mit der Maid spiel im Dunkeln: manch Auge hat der Tag.
Das Schiff ist zum Segeln, der Schild zum Decken gut,
Die Klinge zum Hiebe, zum Küssen das Mädchen.
Trink Met am Feuer, auf Eis lauf Schrittschuh,
Kauf mager das Ross, und rostig das Schwert,
Zieh den Hengst daheim, den Hund im Vorwerk.
Mädchenreden vertraue kein Mann,
Noch der Weiber Worten.
Auf geschwungnem Rad geschaffen ward ihr Herz,
Trug in der Brust verborgen.
Krachendem Bogen, knisternder Flamme,
Schnappendem Wolf, geschwätziger Krähe,
Grunzender Bache, wurzellosem Baum,
Schwellender Meerflut, sprudelndem Kessel;
Fliegendem Pfeil, fallender See,
Einnächtigem Eis, geringelter Natter,
Bettreden der Braut, brüchigem Schwert,
Kosendem Bären und Königskinde;
Siechem Kalb, gefälligem Knecht,
Wahrsagendem Weib, auf der Walstatt Besiegtem,
Heiterem Himmel, lachendem Herrn,
Hinkendem Köter und Trauerkleidern;
Dem Mörder deines Bruders, wie breit wäre die Straße,
Halbverbranntem Haus, windschnellem Hengst,
(Bricht ihm ein Bein, so ist er unbrauchbar):
Dem allen soll niemand voreilig trauen.
Frühbesätem Feld trau nicht zu viel,
Noch altklugem Kind.
Wetter braucht die Saat und Witz das Kind:
Das sind zwei zweiflige Dinge.
Die Liebe der Frau, die falschen Sinn hegt,
Gleicht unbeschlagnem Ross auf schlüpfrigem Eis,
Mutwillig, zweijährig, und übel gezähmt;
Oder steuerlosem Schiff auf stürmender Flut,
Der Gemsjagd des Lahmen auf glatter Bergwand.
Offen bekenn ich, der beide wohl kenne,
Der Mann ist dem Weibe wandelbar;
Wir reden am schönsten, wenn wir am schlechtesten denken
So wird die Klügste geködert.
Schmeichelnd soll reden und Geschenke bieten
Wer des Mädchens Minne will,
Den Liebreiz loben der leuchtenden Jungfrau:
So fängt sie der Freier.
Der Liebe verwundern soll sich kein Weiser
An dem andern Mann.
Oft fesselt den Klugen was den Toren nicht fängt,
Liebreizender Leib.
Unklugheit wundre keinen am andern,
Denn viele befällt sie.
Weise zu Tröpfen wandelt auf Erden
Der Minne Macht.
Das Gemüt weiß allein, das dem Herzen innewohnt
Und seine Neigung verschließt,
Dass ärger Übel den Edlen nicht quälen mag
Als Liebesleid.
Selbst erfuhr ich das, als ich im Schilfe saß
Und meiner Holden harrte.
Herz und Seele war mir die süße Maid;
Gleichwohl erwarb ich sie nicht.
Ich fand des Arglosen Maid auf ihrem Bette,
Weiß wie die Sonne, schlafend.
Aller Fürsten Freude fühlt ich nichtig,
Sollt ich ihrer länger ledig leben.
"Am Abend sollst du, Wotan, kommen,
Wenn du die Maid gewinnen willst.
Nicht ziemt es sich, dass mehr als Zwei
Von solcher Sünde wissen."
Ich wandte mich weg Erwiderung hoffend,
Ob noch der Neigung ungewiss;
Jedoch dacht ich, ich dürft erringen
Ihre Gunst und Liebesglück.
So kehrt ich wieder: da war zum Kampf
Strenge Schutzwehr auferweckt,
Mit brennenden Lichtern, mit lodernden Scheitern
Mir der Weg verwehrt zur Lust.
Am folgenden Morgen fand ich mich wieder ein,
Da schlief im Saal das Gesinde;
Ein Hündlein sah ich statt der herrlichen Maid
An das Bett gebunden.
Manche schöne Maid, wer's merken will,
Ist dem Freier falsch gesinnt.
Das erkannt ich klar, als ich das kluge Weib
Verlocken wollte zu Lüsten.
Jegliche Schmach tat die Schlaue mir an
Und wenig ward mir des Weibes.
Munter sei der Hausherr und heiter bei Gästen
Nach geselliger Sitte,
Besonnen und gesprächig: so schein er verständig,
Und rate stets zum Rechten.
Der wenig zu sagen weiß, wird ein Erztropf genannt,
Es ist des Albernen Art.
Den alten Riesen besucht ich, nun bin ich zurück:
Mit Schweigen erwarb ich da wenig.
Manch Wort sprach ich zu meinem Gewinn
In des erkauften Dichters Saal.
Seine Tochter schenkte mir auf goldnem Sessel
Einen Trunk des teueren Mets.
Übel vergolten hab ich gleichwohl
Ihrem heiligen Herzen,
Ihrer glühenden Gunst.
Ein Bohrwerk ließ ich den Weg mir räumen
Und den Berg durchfräsen;
In der Mitte schritt ich zwischen Riesensteigen
Und hielt mein Haupt der Gefahr hin.
Schlauer Verwandlungen Frucht erwarb ich,
Wenig misslingt dem Listigen.
Denn der Adler ist aufgestiegen
Zur weit bewohnten Erde.
Zweifel heg ich, ob ich heim wäre gekehrt
Aus der Riesen Reich,
Wenn mir des Dichter Tochter nicht half, die herzige Maid,
Die den Arm um mich schlang.
Die Eisriesen eilten des andern Tags
Des Hohen Rat zu hören
In des Hohen Halle.
Sie fragten nach Wotan, ob er heimgefahren sei
Oder ob er durch den Maidvater fiel.
Den Ringeid, sagt man, hat Wotan geschworen:
Wer traut noch seiner Treue?
Den Dichter beraubt er mit Ränken des Mets
Und ließ sich die Tochter grämen.

 

 

 

Loddfafnir's-Lied

Zeit ist es zu reden vom Rednerstuhl.
An dem Brunnen Urdas
Saß ich und schwieg, saß ich und dachte
Und merkte der Männer Reden.
Von Runen hört ich reden und vom Ritzen der Schrift
Und vernahm auch nütze Lehren.
Bei des Hohen Halle, in des Hohen Halle
Hört ich sagen so:
Dies rat ich, Riesengestalt, vernimm die Lehre,
Wohl dir, wenn du sie merkst.
Steh nachts nicht auf, wenn die Not nicht drängt,
Du wärst denn zum Wächter geordnet.
Das rat ich, Riesengestalt, vernimm die Lehre,
Wohl dir, wenn du sie merkst.
In der Zauberfrau Schoß schlaf du nicht,
So dass ihre Glieder dich gürten.
Sie betört dich so, du entsinnst dich nicht mehr
Des Gerichts und der Rede der Fürsten,
Gedenkst nicht des Mahls noch männlicher Freuden,
Sorgenvoll suchst du dein Lager.
Das rat ich, Riesengestalt, vernimm die Lehre,
Wohl dir, wenn du sie merkst.
Des andern Frau verführe du nicht.
Zu heimlicher Zwiesprach.
Das rat ich, Riesengestalt, vernimm die Lehre,
Wohl dir, wenn du sie merkst.
Über Furten und Felsen so du zu fahren hast,
So sorge für reichliche Speise.
Dem übeln Mann eröffne nicht
Was dir Widriges widerfährt:
Von argem Mann erntest du nimmer doch
So guten Vertrauens Vergeltung.
Verderben stiften einem Degen sah ich
Übeln Weibes Wort:
Die giftige Zunge gab ihm den Tod,
Nicht seine Schuld.
Gewannst du den Freund, dem du wohl vertraust,
So besuch ihn nicht selten,
Denn Strauchwerk grünt und hohes Gras
Auf dem Weg, den niemand wandelt.
Das rat ich, Riesengestalt, vernimm die Lehre,
Wohl dir, wenn du sie merkst.
Guten Freund gewinne dir zu erfreuender Zwiesprach;
Heilspruch lerne so lange du lebst.
Altem Freunde sollst du der erste
Den Bund nicht brechen.
Das Herz frisst dir Sorge, magst du keinem mehr
Deine Gedanken all.
Das rat ich, Riesengestalt, vernimm die Lehre,
Wohl dir, wenn du sie merkst.
Mit ungesalznem Narren sollst du
Nicht Worte wechseln.
Von albernem Mann magst du niemals
Guten Lohn erlangen.
Nur der Wackere mag dir erwerben
Guten Leumund durch sein Lob.
Das ist Seelentausch, sagt einer getreulich
Dem andern alles, was er denkt.
Nichts ist übler als unstet sein:
Der ist kein Freund,
der zu Gefallen spricht.
Das rat ich, Riesengestalt, vernimm die Lehre,
Wohl dir, wenn du sie merkst.
Drei Worte nicht sollst du mit dem Schlechten wechseln:
Oft unterliegt der Gute,
Der mit dem Schlechten streitet.
Schuhe nicht sollst du noch Schäfte machen
Für andre als für dich:
Sitzt der Schuh nicht, ist krumm der Schaft,
Wünscht man dir alles Übel.
Das rat ich, Riesengestalt, vernimm die Lehre,
Wohl dir, wenn du sie merkst.
Wo Not du findest, deren nimm dich an;
doch gib dem Feind nicht Frieden.
Das rat ich, Riesengestalt, vernimm die Lehre,
Wohl dir, wenn du sie merkst.
Dich soll andrer Unglück nicht freuen;
Ihren Vorteil lass dir gefallen.
Das rat ich, Riesengestalt, vernimm die Lehre,
Wohl dir, wenn du sie merkst.
Nicht aufschauen sollst du im Schlachtgetöse:
Ebern ähnlich wurden oft Erdenkinder;
So aber zwingt dich kein Zauber.
Willst du ein gutes Weib zu deinem Willen bereden
Und Freude bei ihr finden,
So verheiß ihr Holdes und halt es treulich:
Des Guten wird die Maid nicht müde.
Sei vorsichtig, doch sei's nicht allzu sehr,
Am meisten sei's beim Met
Und bei des andern Weib; auch wahre dich
Zum dritten vor der Diebe List.
Mit Schimpf und Hohn verspotte nicht
Den Fremden noch den Fahrenden.
Selten weiß, der zu Hause sitzt
Wie edel ist, der einkehrt.
Laster und Tugenden liegen den Menschen
In der Brust beieinander.
Kein Mensch ist so gut, dass nichts ihm mangle,
Noch so böse, dass er zu nichts nütze.
Haarlosen Redner verhöhne nicht:
Oft ist gut was der Greis spricht.
Aus welker Haut kommt oft weiser Rat;
Hängt ihm die Hülle gleich,
Schinden ihn auch Schrammen,
Der unter Wichten wankt.
Das rat ich, Riesengestalt, vernimm die Lehre,
Wohl dir, wenn du sie merkst.
Den Wandrer fahr nicht an, noch weis ihm die Tür:
Gib dem Gehenden gern.
Stark wäre der Riegel, der sich rücken sollte
Allen aufzutun.
Gib einen Zauber; dies Geschlecht sonst wünscht
Dir alles Unheil an.
Dies rat ich, Riesengestalt, vernimm die Lehre,
Wohl dir, wenn du sie merkst:
Wo Met getrunken wird, ruf die Erdkraft an:
Erde trinkt und wird nicht trunken.
Feuer hebt Krankheit, Eiche Verhärtung,
Ähre Vergiftung,
Der Hausgeist häuslichen Hader.
Mond mindert Tobsucht,
Hundsbiss heilt Hundshaar,
Rune Beredung;
Die Erde nehme Nass auf.

 

 

 

Wotans Runenlied

 


Ich weiß, dass ich hing am windigen Baum
Neun lange Nächte,
Vom Speer verwundet, dem Wotan geweiht,
Mir selber ich selbst,
Am Ast des Baums, dem man nicht ansehen kann
Aus welcher Wurzel er spross.
Sie boten mir nicht Brot noch Met;
Da neigt ich mich nieder
Auf Runen sinnend, lernte sie seufzend:
Endlich fiel ich zur Erde.
Hauptlieder neun lernt ich von dem weisen Sohn
göttlichem Ahnen, eines Großvaters ,
Und trank einen Trunk des Dichters Mets
Erregung des Mutes geschöpft.
Zu gedeihen begann ich und begann zu denken,
Wuchs und fühlte mich wohl.
Wort aus dem Wort verlieh mir das Wort,
Werk aus dem Werk verlieh mir das Werk.
Runen wirst du finden und Ratstäbe,
Sehr starke Stäbe,
Sehr mächtige Stäbe.
Erzredner ersann sie, Götter schufen sie,
Sie ritzte der hehrste der Herrscher.
Wotan den Riesen, den Elfen Mime,
Alberich den Zwergen,
Ein Himmelspferd aber den Riesen; einige schnitt ich selbst.
Weißt du zu ritzen? Weißt du zu erraten?
Weißt du zu finden? Weißt zu erforschen?
Weißt du zu bitten? Weißt Opfer zu bieten?
Weißt du wie man senden, weißt wie man tilgen soll?
Besser nicht gebeten, als zu viel geboten:
Die Gabe will stets Vergeltung.
Besser nichts gesendet, als zu viel getilgt;
So ritzt es Wotan zur Richtschnur den Völkern.
Dahin entwich er, von wannen er ausging.

 

 

 

Liederverzeichnis


Lieder kenn ich, die kann die Königin nicht
Und keines Menschen Kind.
Hilfe verheißt mir eins, denn helfen mag es
In Streiten und Zwisten und in allen Sorgen.
Ein andres weiß ich, des alle bedürfen,
Die heilkundig heißen.
Ein drittes weiß ich, des ich bedarf
Meine Feinde zu fesseln.
Die Spitze stumpf ich dem Widersacher;
Mich verwunden nicht Waffen noch Listen.
Ein viertes weiß ich, wenn der Feind mir schlägt
In Bande die Bogen der Glieder,
So bald ich es singe, so bin ich ledig,
Von den Füßen fällt mir die Fessel,
Der Haft von den Händen.
Ein fünftes kann ich: fliegt ein Pfeil gefährdend
Übers Heer daher,
Wie hurtig er fliege, ich mag ihn hemmen,
Erschau ich ihn nur mit der Sehe.
Ein sechstes kann ich, so wer mich versehrt
Mit harter Wurzel des Holzes:
Den andern allein, der mir es antut,
Verzehrt der Zauber, ich bleibe frei.
Ein siebentes weiß ich, wenn hoch der Saal steht
Über den Leuten in Lohe,
Wie breit sie schon brenne, ich berge sie noch:
Den Zauber weiß ich zu zaubern.
Ein achtes weiß ich, das allen wäre
Nützlich und nötig:
Wo unter Helden Hader entbrennt,
Da mag ich schnell ihn schlichten.
Ein neuntes weiß ich, wenn Not mir ist
Vor der Flut das Fahrzeug zu bergen,
So wend ich den Wind von den Wogen ab
Und beschwichtige rings die See.
Ein zehntes kann ich, wenn Zaunreiterinnen
Durch die Lüfte lenken,
So wirk ich so, dass sie wirre zerstäuben
Und als Gespenster schwinden.
Ein elftes kann ich, wenn ich zum Angriff soll
Die treuen Freunde führen,
In den Schild fing ich's, so ziehen sie siegreich
Heil in den Kampf, heil aus dem Kampf,
Bleiben heil wohin sie ziehen.
Ein zwölftes kann ich, wo am Zweige hängt
Vom Strang erstickt ein Toter,
Wie ich ritze das Runenzeichen,
So kommt der Mann und spricht mit mir.
Ein dreizehntes kann ich, soll ich ein Degenkind
In die Taufe tauchen,
So mag er nicht fallen im Volksgefecht,
Kein Schwert mag ihn versehren.
Ein vierzehntes kann ich, soll ich dem Volke
Der Götter Namen nennen,
Götter und Elfen kenn ich allzumal;
Wenige sind so weise.
Ein fünfzehntes kann ich, das Morgengrauen, der Zwerg
Vor des Tages Schwelle sang:
Den Göttern Stärke, den Elfen Gedeihen,
Hohe Weisheit dem Wotan.
Ein sechzehntes kann ich, will ich schöner Maid
In Lieb und Lust mich freuen,
Den Willen wandle ich der Weißarmigen,
Dass ganz ihr Sinn sich mir gesellt.
Ein siebzehntes kann ich, dass schwerlich wieder
Die holde Maid mich meidet.
Dieser Lieder, magst du, Riesengestalt,
Lange ledig bleiben.
Doch wohl dir, weißt du sie,
Heil dir, behältst du sie,
Selig, singst du sie!
Ein achtzehntes weiß ich, das ich aber nicht singe
Vor Maid noch Mannesweibe
Als allein vor ihr, die mich umarmt,
Oder sei es, meiner Schwester.
Besser ist was einer nur weiß;
So frommt das Lied mir lange.
Des Hohen Lied ist gesungen
In des Hohen Halle,
Den Erdensöhnen not, unnütz den Riesensöhnen.
Wohl ihm, der es kann, wohl ihm, der es kennt,
Lange lebt, der es erlernt,
Heil allen, die es hören.




Das Harbardslied (Ad 7)

Wer ist der Gesell der Gesellen, der überm Sunde steht?

Wotan:
Wer ist der Kerl der Kerle, der da kreischt überm Wasser?

Donar:
Über den Sund fahr mich, so füttre ich dich morgen.
Einen Korb hab ich auf dem Rücken, bessre Kost gibt es nicht
Eh ich ausfuhr aß ich in Ruh
Hering und Hafermus: davon hab ich noch genug.

Wotan:
Allzu vorlaut rühmst du dein Frühmahl;
Du weißt das Weitre nicht:
Traurig ist dein Hauswesen, tot wird deine Mutter sein.

Donar:
Das hör ich nun hier, was das Schlimmste scheint
Jedem Mann, dass meine Mutter tot sei.

Wotan:
Du hältst dich nicht, als hättest du guter Höfe drei:
Barbeinig stehst du in Bettlers Gewand,
Nicht einmal Hosen hast du an.

Donar:
Steure nur her die Eiche, die Stätte zeig ich dir,
Doch wem gehört das Schiff, das du hütest am Land?

Wotan:
Hildolf heißt er, der es mich zu halten bat,
Der ratkluge Recke, der in Radsei-sund wohnt. (!!!)
Er widerriet mir, Strolche und Rossdiebe zu fahren:
Nur ehrliche Leute und die mir lange kund sein.
Sag deinen Namen, wenn du über den Sund willst.

Donar:
Den sag ich dir frei, obgleich ich hier friedlos bin,
Und all mein Geschlecht. Ich bin Wotans Sohn,
Meilis Bruder und Vater des Starken,
Der Kräftiger der Götter; du kannst mit Donar hier sprechen.
Ich habe zu fragen nun: wie heißest du?

Wotan:
Harbard heiß ich,
ich hehle den Namen selten.

Donar:
Was solltest du ihn hehlen, wenn du schuldlos bist?

Wotan:
Obschon ich nicht schuldlos bin, schütz ich mich doch leicht
Vor einem wie du bist; mein Ende wüsste ich denn nah.

Donar:
Es dünkt mich beschwerlich zu dir hinüber
Durchs Wasser zu waten: und mein Gewand zu netzen;
Sonst, Lotterbube, lohnt ich wahrlich
Deinen Stachelreden, stünde ich überm Sund.

Wotan:
Hier will ich stehen und dich erwarten.
Du fandst wohl keinen dir härtern seit des Lärmers Tod.

Donar:
Des gedenkst du nun, dass ich mit dem Lärmer stritt,
Dem starkherzigen Riesen, dem von Stein das Haupt war;
Doch ließ ich ihn stürzen, in Staub sinken.
Was tatest du derweil, Harbard?

Wotan:
Ich war bei Fiölwar fünf volle Winter (!!!)
Auf einem Eiland, das Allgrün heißt.
Wir fochten und fällten die Feinde da,
Versuchten manches und freiten Mädchen.

Donar:
Wie ward es da
mit euern Weibern?

Wotan:
Wir hatten zierliche Weiber, wären sie zahmer gewesen;
Wir hatten hübsche Weiber, wären sie uns holder gewesen.
Aber Stricke wanden sie am Strand aus Sand,
Gruben den Grund
Aus tiefem Tal.
Ich allein war allen überlegen mit List,
Lag bei sieben Schwestern und genoss im Scherz ihre Gunst.
Was tatest du derweil, Donar?

Donar:
Ich tötete den Herrn der Eisburg, den übermütigen Riesen,
Auf warf ich die Augen des Sohnes Ölwalts (!!!)
An den heitern Himmel:
Die wurden meiner Werke größte Wahrzeichen,
Allen Menschen sichtbar seitdem.
Was tatest du derweil, Harbard?

Wotan:
Allerlei Liebeskünste übt ich bei den Nachtreiterinnen,
Die ich mit List ihren Männern entlockte.
Ein harter Riese, halt ich, ist Helbard gewesen:
Er gab mir seine Wünschelrute, damit raubt ich ihm den Witz.

Donar:
Gute Gabe galtst du mit üblem Lohn.

Wotan:
Eine Eiche muss fallen, sonst fertigt man den Kahn nicht;
Jeder sorgt für sich.
Was tatest du derweil, Donar?

Donar:
Ich war im Osten, überwand der Riesen
Böswillige Bräute, da sie zum Berge gingen.
Übermächtig würden die Riesen, wenn sie alle lebten,
Mit den Menschen wäre es auf Erden aus.
Was tatest du derweil, Harbard?

Wotan:
Ich war in Walland, des Kampfs zu warten,
Verfeindete Fürsten, dem Frieden wehrend.
Wotan hat die Fürsten, die da fallen im Kampf,
Donar hat der Knechte Geschlecht.

Donar:
Unter die Götter teiltest du ungleich die Menschen,
Hättest du der Wünsche Gewalt.

Wotan:
Donar hat Macht genug, aber nicht Mut.
Aus feiger Furcht fuhrst du in den Handschuh,
Trautest nicht mehr Donar zu sein.
Nicht wagtest du nur, so warst du in Not,
Zu niesen noch zu furzen, dass es ein Riese hörte.

Donar:
Harbard, Schändlicher! Zu Hölle schickt ich dich,
Möcht ich über den Sund setzen.

Wotan:
Was solltest du überm Sund,
Was tatest du weiter, Donar?
wo du nichts zu schaffen hast?

Donar:
Ich war im Osten und wehrt einem Fluss;
Da griffen Hagelkörner mich an.
Sie schlugen mich mit Steinen und schadeten mir nicht.
Sie mussten bald zuerst mich bitten um Frieden.
Was tatest du derweil, Harbard?

Wotan:
Ich war im Osten mit einer zu kosen,
Spielte mit der Schneeweißen und sprach lange mit ihr.
Ich erfreute die Goldschöne; der Scherz gefiel der Maid.

Donar:
Da hattet ihr willige Weiber.

Wotan:
Da hätte ich bedurft, Donar, deiner Hilfe,
Die Schleierweiße zu entwenden.

Donar:
Die hätte ich dir gewährt, wäre dazu Zeit gewesen.

Wotan:
Ich hätte dir auch vertraut; oder hättest du mich betrogen?

Donar:
Bin ich denn ein Fersenzwicker wie ein alter Schuh im Frühjahr?

Wotan:
Was tatest du weiter, Donar?

Donar:
Berserkerbräute bändigt ich auf der Insel:
Das Ärgste hatten sie getrieben, betrogen alles Volk.

Wotan:
Unrühmlich tatest du, Donar, dass du Weiber tötetest.

Donar:
Wölfinnen waren es, Weiber kaum.
Sie zerschellten mein Schiff, das ich auf Pfähle gestellt,
Trotzten mir mit Eisenkeulen und vertrieben Bauernsohn.
Was tatest du derweil, Harbard?

Wotan:
Ich war beim Heere, das eben hierher
Kriegsfahnen erhob den Speer zu färben.

Donar:
Des gedenkst du nun,
Wie du auszogst uns zur Überlast.

Wotan:
Das büß ich dir gern mit goldnen Handringen
Nach Schiedsrichterspruch, der uns versöhnen mag.

Donar:
Woher hast du nur die Hohnreden all?
Ich hörte niemals so höhnische.

Wotan:
Von den alten Leuten lernt ich sie,
Die in den Wäldern wohnen.

Donar:
Du gibst den Gräbern zu guten Namen,
Wenn du sie Wälder-Wohnungen nennst.

Wotan:
So denk ich von der Art Dingen nun.

Donar:
Deine Wortklugheit kommt dir noch übel,
Wenn ich durchs Wasser wate.
Lauter als ein Wolf wirst du aufschreien,
Wenn ich dich mit dem Hammer haue.

Wotan:
Dein Weib hat einen Buhlen, du wirst ihn bei ihr finden:
Der erfahre deine Kraft, das frommt dir mehr.

Donar:
Du redest nach deines Mundes Rat, nur recht mich zu kränken.
Verworfner Wicht! Ich weiß, dass du lügst.

Wotan:
Und ich sage, so ist's! Säumig betreibst du die Fahrt.
Schon wärst du weit, Donar, wenn du verwandelt fuhrst.

Donar:
Harbard, Schändlicher! Du hast mich hier so lang verweilt.

Wotan:
Dem Gott Donar, wähnt ich, wehrte so leicht nicht
Ein Viehhirt die Fahrt.

Donar:
Einen Rat will ich dir raten; rudre die Fähre hierher.
Hab ein Ende der Hader! Hole den Vater des Starken.

Wotan:
Fahr nur weg vom Sund, verweigert bleibt dir die Fahrt.

Donar:
Weise mir nur den Weg, willst du mich nicht
Über den Sund setzen.

Wotan:
Geringes verlangst du, doch lang ist der Weg:
Eine Stunde zum Stocke, zum Stein eine andre.
Den linken Weg wähle bis du Werland erreichst.
Da trifft die Herrin Donar ihren Sohn:
Die wird ihm der Verwandten Wege zeigen
Zu Wotans Land.

Donar:
Komm ich heute noch hin?

Wotan:
Du erreichst es mit Eil bei noch obenstehender Sonne,
Wenn ich erst von dannen ging.

Donar:
Kurz wird noch unser Gespräch, da du nur spöttisch sprichst.
Die verweigerte Überfahrt lohn ich ein andermal.

Wotan:
Fahr immer zu in übler Geister Gewalt!



Die Sage vom Immer (Ad 8)

Einst nahmen die Walgötter die erwaideten Tiere
Zu schlemmen gesonnen noch ungesättigt:
Sie schüttelten Stäbe, besahen das Opferblut,
Und fanden, dem Bergriesen fehle der Braukessel.
Saß der Felswohner froh wie ein Kind,
Doch ähnlich eher der dunkeln Abkunft.
Ihm in die Augen sah Wotans Sohn:
"Gib alsbald den Göttern Trank."
Der Ungestüme schuf Angst dem Riesen;
Doch rasch erdachte der Rache an den Göttern:
Er ersuchte Donar: "Schaff mir den Kessel,
So brau ich alsbald das Bier euch darin."
Den mochten nicht die mächtigen Götter
Irgendwo finden, die Fürsten des Himmels,
Bis Tyr dem Donar getreulich sagte,
Ihm allein, Auskunft und Rat:
"Im Osten wohnt der Rauschende
Der hundweise Immer an des Himmels Ende.
Einen Kessel hat mein kraftreicher Vater,
Ein räumig Gefäß, einer Raste tief."
Meinst du, den Saftsieder sollten wir haben? -
"Mit List gelingt es ihn zu erlangen."
Sie fuhren schleunig denselben Tag
Von der Himmelsburg hin zu des Übeln Haus.
Selbst stallt er die Böcke, die stattlich gehörnten;
Sie eilten zur Halle, die Immer bewohnte.
Der Sohn fand die Ahne, die er ungern sah;
Sie hätte der Häupter neunmal hundert.
Eine andre kam allgolden hervor,
Weißbrauig, und brachte das Bier dem Sohn.
"Verwandte der Riesen, ich will euch beide,
Ihr kühnen Männer, unter Kesseln bergen.
Manches Mal ist mein Geselle
Gästen gram und grimmen Mutes."
Der übel Gesinnte spät abends kam,
Der hartmutige Immer, heim von der Jagd.
Er ging in den Saal, die Gletscher dröhnten;
Ihm war, als er kam, der Kinnwald gefroren.
"Heil dir, Immer, sei hohen Muts:
Der Sohn ist gekommen in deinen Saal,
Den wir erwartet von langem Wege.
Ihm folgt hierher der Freund der Menschen,
Unser Widersacher, der Wehrer genannt.
Du siehst sie sitzen an des Saales Ende,
So bangen sie, dass die Säule sie birgt",
Die Säule zersprang von des Riesen Sehe,
Und entzweigebrochen sah man den Balken.
Acht Kessel fielen, und einer nur,
Ein hart gehämmerter, kam heil herab.
Vorgingen die Gäste; der graue Riese
Fasst ins Auge den Feind sich scharf.
Wenig Gutes sagte der Geist ihm voraus,
Als der Riesenbetrüber in den Vorsaal trat.
Da sah man Stiere drei geschlachtet,
Die alsbald zu braten gebot der Riese.
Man ließ um den Kopf sie kürzen beide
Und setzte sie zum Sieden ans Feuer.
Gott Donar, eh er schlafen ging,
Zwei Ochsen Immers verzehrt er allein.
Da schien dem grauen Gesellen dem Lärmer
Donars Mahlzeit so mäßig nicht:
"Nun müssen wir drei uns morgen Abend
Mit des Waidwerks Gewinn selber bewirten."
Bereit war der Wehrer ins Wasser zu rudern,
Wenn der kühne Jote den Köder gäbe.
"Geh hin zur Herde, wenn du das Herz hast,
Zerschmetterer des Berggeschlechts, und suche den Köder.
Ich weiß gewiss, dir wird nicht schwer
Die Lockspeise vom Stier zu erlangen."
Zum Walde wandte sich der Wehrer alsbald:
Da fand er stehen allschwarzen Stier.
Der Riesentöter, abbrach er dem Tiere
Der beiden Hörner erhabnen Sitz.
"Im Schaffen scheinst du schlimmer um vieles,
Lenker der Kiele, als in bequemer Ruh."
Da bat der Böcke Gebieter den Affengott,
Ferner in die Flut das Seeross zu führen.
Aber der Jote gab ihm zur Antwort,
Ihn lüste wenig noch länger zu rudern.
Da hob am Haken Immer der starke
Zwei Walfische aus den Wellen allein.
Am Steuer inzwischen Wotans Erzeugter,
Festigte listig ein Fischseil der Wehrer.
An die Angel steckte der Irdischen Gönner
Als Köder den Stierkopf zum Kampf mit dem Wurm.
Gähnend haschte der gottverhasste
Erdumgürter nach solcher Atzung.
Tapfer zog Donar, der gewaltige,
Den schimmernden Giftwurm zum Schiffsrand auf.
Das hässliche Haupt mit dem Hammer traf er,
Das felsenfeste, dem Freunde des Wolfs.
Felsen krachten, Klüfte heulten,
Die alte Erde fuhr ächzend zusammen:
Da senkte sich in die See der Fisch.
Nicht geheuer war's auf der Heimkehr dem Riesen:
Der starke Immer verstummte ganz;
Wider den Wind nur wand er das Ruder:
"Willst du die Hälfte haben der Arbeit:
Entweder die Walfische zur Wohnung tragen,
Oder das Boot fest binden am Ufer?"
Donar ging und ergriff am Steven,
Ohne erst auszuschöpfen das Schiff erfasst er
Allein mit Rudern und Schöpfgerät;
Trug auch die Fische des starken Riesen heim
In das kesselgleiche Berggeklüft.
Aber der Jote wie immer trotzig,
Mit Donar um die Stärke stritt er aufs neu:
Der Macht ermangle der Mann, wie er rudre,
Könne er dort den Kelch nicht zerbrechen.
Als der dem Hiorridi zu Händen kam, (!!!)
Zerstückt er den starrenden Stein damit:
Sitzend schleudert er durch Säulen den Kelch;
In Immers Hand doch kehrt er heil.
Aber die freundliche Frille lehrt ihn (!!!)
Wohl wichtigen Rat: sie wusste ihn allein:
"Wirf ihn an Immers Haupt: härter ist das
Dem kostmüden Joten als ein Kelch mag sein."
Der Böcke Gebieter bog die Knie
Mit aller Götterkraft angetan:
Heil dem Hünen blieb der Helmsitz;
Doch brach alsbald der Becher entzwei.
"Die liebste Lust verloren weiß ich,
Da mir der Kelch vor den Knien liegt.
Oft sagt ich ein Wort; nicht wieder sag ich's
Von heut an je; zu heiß ist der Trank!
Noch mögt ihr versuchen ob ihr Macht habt,
Aus der Halle hinaus zu heben die Kufe."
Zwei Mal ihn zu rücken mühte sich Tyr:
Des Kessels Wucht stand unbewegt.
Aber des Zornigen Vater erfasst ihn am Rand,
Stieg vom Estrich in den untern Saal.
Aufs Haupt den Hafen hob sich Gott Donar;
An den Knöcheln klirrten ihm die Kesselringe.
Sie fuhren lange eh lüstern ward
Wotans Sohn sich umzuschauen:
Da sah er aus Höhlen mit Immer von Osten
Volk ihm folgen vielgehauptet.
Da harrt er und hob den Hafen von den Schultern,
Schwang den mordlichen Hammer entgegen
Und fällte sie all, die Felsungetüme,
Die ihn anliefen in Immers Geleit.
[Sie fuhren nicht lange, so lag am Boden
Von Donars Böcken halbtot der eine.
Scheu vor den Strängen schleppt er den Fuß:
Das hatte der listige Loki verschuldet.
Doch hörtet ihr wohl (wer hat davon
Der Gottesgelehrten ganze Kunde?),
Welche Büß er empfing von dem Bergbewohner:
Den Schaden zu sühnen gab er der Söhne zwei.]
Kraftgerüstet kam er zum Göttermahl
Und hatte den Hafen, den Immer besessen.
Daraus sollen trinken die seligen Götter
Met in des Bergriesen Haus jede Flachsernte.



Ägirs Trinkgelage (Ad 9)

Sage mir, Bergriese, eh du mit einem
Fuße vorwärts schreitest,
Was für Tischgespräche tauschen hier innen
Der Sieggötter Söhne?

Eldir:
Von Waffen reden und ruhmvollen Kämpfen
Der Sieggötter Söhne.
Götter und Elfen, die hier innen sind,
Keiner weiß von dir ein gutes Wort.

Loki:
Ein will ich treten in des Bergriesen Halle,
Selber dies Gelage zu sehn.
Schimpf und Schande schaff ich den Göttern
Und mische Gift in ihren Met.

Eldir:
Wisse, wenn du eintrittst in des Bergriesen Halle,
Selber dies Gelage zu sehn,
Und die guten Götter übergießest mit Schmach,
Gib acht, sie trocknen sie ab an dir.

Loki:
Wisse das, Bergriese, wenn miteinander wir
In scharfen Worten streiten,
Üppiger werd ich in Antworten sein,
Was du auch zu reden weißt.

Da ging Loki in die Halle. Jene aber, die darinnen waren, als sie ihn eingetreten sahen, schwiegen alle still.

Loki:
Durstig komm ich in diese Halle
Loptr den langen Weg (!!!)
Götter zu bitten, mir einen Trunk
Zu schenken ihres süßen Mets.

Warum schweigt ihr still, verstockte Götter,
Und erwidert nicht ein Wort?
Sitz und Stelle sucht mir bei dem Mahl,
Oder heißt mich hinnen weichen.

Dichter:
Sitz und Stelle suchen dir bei dem Mahl
Die Götter nun und nimmer.
Die Götter wissen wohl wem sie sollen
Anteil gönnen am Gelage.

Loki:
Gedenkt dir, Wotan, wie in Urzeiten wir
Das Blut mischten beide?
Du gelobtest, nimmer dich zu laben mit Trank,
Würde er uns beiden nicht gebracht.

Wotan:
Steh denn auf, Widar, dem Vater des Wolfs
Sitz zu schaffen beim Mahl,
Dass länger Loki uns nicht lästere
Hier in des Bergriesen Halle.

Da stand Widar auf und schenkte dem Loki. Als er aber getrunken hatte, sprach er zu den Göttern:

Heil euch. Götter, Heil euch Göttinnen,
Euch hochheiligen Unsterblichen all,
Außer dem Gott allein, der da sitzt
Auf des Dichters Bank.

Dichter:
Schwert und Schecken aus meinem Schätze zahl ich
Und einen Ring zur Buße,
Dass du den Göttern nicht Ärgernis gebest:
Mache dir nicht gram die Götter.

Loki:
Ross und Ringe, nicht allzu reich doch
Weiß ich dich, Dichter, der beiden!
Von Göttern und Elfen, die hier innen sind,
Scheut keiner so den Streit,
Flieht Geschosse keiner feiger.

Dichter:
Ich weiß doch, war ich draußen,
wie ich drinnen bin
Hier in des Bergriesen Halle,
Dein Haupt hätte ich in meiner Hand schon;
Also lohnt ich dir der Lüge.

Loki:
Sitzend bist du schnell, doch schwerlich leistest du's,
Dichter, Bänkehüter!
Zum Zweikampf vor, wenn du zornig bist:
Der Tapfre sieht nicht um und säumt.

Idise:
Ich bitte dich, Dichter, bei deiner Gebornen
Und aller Wünschelsöhne Wohl,
Sprich zu Loki nicht mit lästernden Worten
Hier in des Bergriesen Halle.

Loki:
Schweig, Idise! Von allen Frauen
Mein ich dich die Männertollste:
Du legtest die Arme, die leuchtenden, gleich
Um den Mörder eines Bruders.

Idise:
Zu Loki spreche ich nicht mit lästernden Worten
Hier in des Bergriesen Halle;
Den Dichter sänfte ich, den bierberauschten,
Dass er im Zorn den Zweikampf meide.

Gefion:
Ihr Götter beide, was ist's, dass ihr euch
Mit scharfen Worten streitet?
Loptr träumt sich nicht, dass er betrogen ist, (!!!)
Ihn hier die Himmlischen hassen.

Loki:
Schweig du, Gefion! sonst vergesse ich nicht, (!!!)
Wie dich zur Lust verlockte
Jener weiße Knabe, der dir das Kleinod gab,
Als du den Schenkel um ihn schlangst.

Wotan:
Irr bist du, Loki, und aberwitzig,
Wenn du Gefion gram dir machst: (!!!)
Aller Lebenden Lose weiß sie
Ebenwohl als ich.

Loki:
Schweig nur, Wotan, ungerecht zwischen
Den Sterblichen teilst du den Streit:
Oftmals gabst du, dem du nicht geben solltest,
Dem schlechtem Manne den Sieg.

Wotan:
Weißt du, dass ich gab, dem ich nicht geben sollte,
Dem schlechtem Manne den Sieg,
Unter der Erde acht Winter warst du
Milchende Kuh und Mutter
[Denn du gebarest da:
Das dünkt mich eines Argen Art].

Loki:
Du schlichest, sagt man, in Samsö umher (!!!)
Von Haus zu Haus als Seherin.
Vermummter Zauberer trogst du das Menschenvolk:
Das dünkt mich eines Argen Art.

Frigga:
Euer Geschicke solltet ihr nie
Erwähnen vor der Welt,
Was ihr Götter beide in Urzeiten triebet:
Die frühsten Taten bergt dem Volk.

Loki:
Schweig du, Frigga! Tochter von Donars Mutter,
bist den Männern allzu mild,
Wille und Wehe als des Herrschenden Gemahlin
Beide bargst in deinem Schoß.

Frigga:
Wisse, hätte ich hier in des Bergriesen Halle
Einen Sohn wie der Lichtgott schnell,
Nicht kämst du hinaus von den Göttersöhnen,
Du hättest schon zu fechten gefunden.

Loki:
Und willst du, Frigga, dass ich ferner gedenke
Meiner Meintaten,
So bin ich schuld, dass du nicht mehr schauen wirst
Lichtgott reiten zum Rat der Götter.

Freya:
Irr bist du, Loki, dass du selber anführst
Die schnöden Schandtaten.
Wohl weiß Frigga alles was sich begibt,
Ob sie schon es nicht sagt.

Loki:
Schweig du, Freya, dich vollends kenn ich;
Keines Makels mangelst du;
Der Götter und Elfen, die hier inne sind,
Bist du jedes Buhlerin.

Freya:
Deine Zunge frevelt; doch fürcht ich, dass sie dir
Wenig Gutes gellt.
Abhold sind dir Götter und Göttinnen,
Unfröhlich fährst du nach Haus.

Loki:
Schweig du, Freya, Gift führst du mit dir,
Bist alles Unheils voll.
Vor den Göttern umarmtest du den eigenen Bruder:
So böser Wind entfuhr dir, Freya!

Meerwächter:
Die Schöngeschmückten, das schadet nicht,
Wählen Männer wie sie mögen;
Des Verworfnen Weilen bei den Göttern wundert nur,
Der Kinder konnte gebären.

Loki:
Schweig du, Meerwächter, von Osten gesendet
Als Geisel bist du den Göttern.
Immers Töchter nahmen dich da zum Nachtgeschirre
Und pissten dir in den Mund.

Meerwächter:
Des Schadens tröstet mich, seit ich gesendet ward
Fernher als Geisel den Göttern,
Dass mir erwuchs der Sohn, wider den niemand ist,
Der für den Ersten der Götter gilt.

Loki:
Lass endlich, Meerwächter, den Übermut,
Ich hab es länger nicht hehl:
Mit der eignen Schwester den Sohn erzeugtest du,
Der eben so arg ist wie du.

Tyr:
Frey ist der beste von allen, der Regenbogen
Trägt zu der hohen Halle:
Keine Maid betrübt er, keines Mannes Weib,
Einen jeden nimmt er aus Nöten.

Loki:
Schweig du, Tyr! Du taugst zum Kampfe nicht
Zu gleicher Zeit mit zweien.
Deine rechte Hand ist dir geraubt,
mein Wolfssohn fraß sie, der Wolf.

Tyr:
Der Hand muss ich darben; so darbst du des Wolfssohnes.
Eins ist schlimm wie das andre;
Auch der Wolf ist freudenlos: gefesselt erwartet er
Der Götter Untergang.

Loki:
Schweig du, Tyr! Deinem Weibe geschah es,
Dass sie von mir ein Kind bekam.
Nicht Pfenningsbuße empfingst du für die Schmach: (!!!)
Habe dir das, du Hahnrei!

Frey:
Gefesselt liegt dein Wolfssohn vor des Flusses Ursprung
Bis die Götter vergehen.
So soll auch dir geschehen, wenn du nicht schweigen wirst
Endlich, Unheilschmied.

Loki:
Mit Gold erkauftest du des Meeres Tochter
Und gabst dem Prahler dein Schwert.
Wenn aber des Verderbens Söhne durch die Feuer reiten,
Womit willst du streiten. Unseliger?
War ich so edeln Stamms als die Sippe des Frey,
Und hätte so erhabnen Sitz,
Morscher als Mark malmte ich dich, freche Krähe,
Und lähmte dir alle Gelenke.
Was ist Winziges dort, das ich wedeln sehe
Nach Speise schnappend?
Dem Frey in die Ohren bläst es immerdar,
Und müht sich mit Mägdearbeit.

Byggwir:
Byggwir bin ich, bieder rühmen mich
Die Götter all und Menschen.
Behende helf ich hier, dass Hropts Freunde trinken (!!!)
Met in des Bergiesen Halle.

Loki:
Schweig du, Byggwir, übel verstehst du
Der Männer Mahl zu ordnen.
Unterm Bettstroh verbargst du dich feige,
Wenn es zum Kampfe kam.

Heimdal:
Trunken bist du, Loki! vertrankst den Verstand:
Lass endlich ab, Loki,
Denn im Rausche reden die Leute viel
Und wissen nicht was.

Loki:
Schweig du, Posaunenbläser! In der Schöpfung Beginn
Ward dir ein leidig Los.
Mit feuchtem Rücken fängst du den Tau auf
Und wachst der Götter Wärter!

Skadi:
Lustig bist du, Loki; doch lange magst du nicht
Spielen mit losem Schweif,
Da auf die scharfe Kante des kalten Vetters bald
Mit Därmen dich die Götter binden.

Loki:
Wenn auf die scharfe Kante des reifkalten Vetters
Sie mich mit Därmen binden bald,
So war ich der erste und auch der eifrigste,
Als es den Sturmriesen zu töten galt.

Skadi:
Warst du der erste und auch der eifrigste,
Als es den Sturmriesen zu töten galt,
So soll aus meinem Hof und Heiligtum
Immer kalter Rat dir kommen.

Loki:
Gelinder sprachst du zu der Bauminsel Sohn,
Als du mich auf dein Lager ludst.
Dessen gedenk ich nun, da es genauer gilt
Unsre Meintaten zu melden.

Da trat Donars Weib vor und schenkte dem Loki Met in den Eiskelch und sprach:
Heil dir nun, Loki, den Eiskelch lang ich dir
Firnen Metes voll,
Dass du mich eine doch von den Götterkindern
Ungelästert lassest.
Jener nahm den Kelch, trank und sprach:
Du einzig bliebest verschont, wärest du immer keusch
Und dem Gatten ergeben gewesen.
Einen weiß ich und weiß ihn gewiss,
Der auch den Donar zum Hahnrei machte.
[Und das war der listige Loki.]

Beyla:
Alle Felsen beben, von der Bergfahrt kehrt
Donar heim.
Zum Schweigen bringt er den, der hier mit Schmach belädt
Die Götter all und Gäste.

Loki:
Schweig du, Beyla! du bist eines Dieners Weib
Und aller Untat voll.
Kein ärger Ungeheuer ist unter den Götterkindern,
Ganz bist du mit Schmutz besudelt.

Da kam Donar an und sprach:
Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer
im Schlag den Mund dir schließen.
Vom Halse hau ich dir die Schulterhügel,
Dass dich das Leben lässt.

Loki:
Der Erde Sohn ist eingetreten:
Nun kannst du knirschen, Donar;
Doch wenig wagst du, wenn du den Wolf bestehen sollst,
Der den Siegvater schlingt.

Donar:
Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer
im Schlag den Mund dir schließen.
Oder auf gen Osten werfe ich dich,
Dass kein Mann dich mehr erschaut.

Loki:
Deine Ostfahrten würden unbesprochen
Allzeit besser bleiben,
Seit im Däumling du, Kämpe, des Handschuhs kauertest
Und selbst nicht meintest Donar zu sein.

Donar:
Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer
im Schlag den Mund dir schließen.
Mit des Lärmers Töter trifft diese Hand dich
Und bricht dir alle Gebeine.

Loki:
Noch lange Jahre zu leben denk ich
Trotz deiner Hammerhiebe.
Hart schienen dir des Prahlers Knoten;
Du musstest der Mahlzeit darben,
Ob du vor Heißhunger vergingst.

Donar:
Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer
im Schlag den Mund dir schließen.
Des Lärmers Töter schickt dich zu Hölle hinab
Hinter der Toten Gittertor.

Loki:
Ich sang vor Göttern, sang vor Göttersöhnen
Was ich auf dem Herzen hatte.
Nun wend ich mich weg: dir weich ich allein,
Denn ich zweifle nicht, dass du zuschlägst.
Ein Mahl gabst du, Bergriese; nicht mehr hinfort
Wirst du die Götter bewirten.
All dein Eigentum, das hier innen ist,
Frisst die Flamme
Und raschelt dir über den Rücken.




Thryms-Sage oder des Hammers Heimholung (Ad 10)

Wild ward Gott Donar als er erwachte
Und seinen Hammer vorhanden nicht sah.
Er schüttelte den Bart, er schlug das Haupt,
Allwärts suchte der Erde Sohn.
Und es war sein Wort, welches er sprach zuerst:
"Höre nun, Loki, und lausche der Rede:
Was noch auf Erden niemand ahnt,
Noch hoch im Himmel: mein Hammer ist geraubt."
Sie gingen zum herrlichen Hause der Freya,
Und es war sein Wort, welches er sprach zuerst:
"Willst du mir, Freya, dein Federhemd leihen,
Ob meinen Hammer ich finden möge?"

Freya:
"Ich wollt es dir geben und war es von Gold,
Du solltest es haben und war es von Silber." -

Flog da Loki, das Federhemd rauschte,
Bis er hinter sich hatte der Götter Gehege
Und jetzt erreichte der Joten Reich.
Auf dem Hügel saß Donnervogel, der Riesenfürst,
Schmückte die Hunde mit goldnem Halsband
Und strählte den Mähren die Mähnen zurecht.

Thrym:
"Wie steht's mit den Göttern? wie steht's mit den Elfen?
Was reisest du einsam gen Riesenheim?

Loki:
"Schlecht steht's mit den Göttern, mit den Elfen schlecht;
Hältst du Donars Hammer verborgen?"

Thrym:
"Ich halte Donars Hammer verborgen
Acht Rasten unter der Erde tief,
Und wieder erwerben fürwahr soll ihn keiner,
Er brächte denn Freya zur Braut mir daher."

Flog da Loki, das Federhemd rauschte,
Bis er hinter sich hatte der Riesen Gehege
Und endlich erreichte der Götter Reich.
Da traf er den Donar vor der Türe der Halle,
Und es war sein Wort, welches er sprach zuerst:
"Hast du den Auftrag vollbracht und die Arbeit?
Lass hier von der Höhe mich hören die Kunde.
Dem Sitzenden manchmal mangeln Gedanken,
Da leicht im Liegen die List sich ersinnt."

Loki:
"Ich habe den Auftrag vollbracht und die Arbeit:
Donnervogel hat den Hammer, der Riesenfürst;
Und wieder erwerben fürwahr soll ihn keiner,
Er brächte denn Freya zur Braut ihm daher." -

Sie gingen Freya, die schöne, zu finden,
Und es war Donars Wort, welches er sprach zuerst:
"Lege, Freya, dir an das bräutliche Linnen;
Wir beide wir reisen gen Riesenheim."
Wild ward Freya, sie fauchte vor Wut,
Die ganze Halle der Götter erbebte;
Der schimmernde Halsschmuck schoss ihr zur Erde:
"Mich mannstoll meinen möchtest du wohl,
Reisten wir beide gen Riesenheim."
Bald eilten die Götter all zur Versammlung
Und die Göttinnen all zu der Sprache:
Darüber berieten die himmlischen Richter,
Wie sie dem Donar den Hammer lösten.
Da hub der Posaunenbläser an, der hellste der Götter,
Der weise war den Giganten gleich:
"Das bräutliche Linnen legen dem Donar wir an,
Ihn schmücke das schöne, schimmernde Halsband.
Auch lass er erklingen Geklirr der Schlüssel
Und weiblich Gewand umwalle sein Knie;
Es blinke die Brust ihm von blitzenden Steinen,
Und hoch umhülle der Schleier sein Haupt."
Da sprach Donar also, der gestrenge Gott:
"Mich würden die Götter weibisch schelten,
Legt ich das bräutliche Linnen mir an."
Anhub da Loki, der Bauminsel Sohn:
"Schweig nur, Donar, mit solchen Worten.
Bald werden die Riesen die Himmelsburg bewohnen,
Holst du den Hammer nicht wieder heim."
Das bräutliche Linnen legten dem Donar sie an,
Dazu den schönen, schimmernden Halsschmuck.
Auch ließ er erklingen Geklirr der Schlüssel,
Und weiblich Gewand umwallte sein Knie;
Es blinkte die Brust ihm von blitzenden Steinen,
Und hoch umhüllte der Schleier sein Haupt.
Da sprach Loki, der Bauminsel Sohn:
"Nun muss ich mit dir als deine Magd:
Wir beide wir reisen gen Riesenheim."
Bald wurden die Böcke vom Berge getrieben
Und vor den gewölbten Wagen geschirrt.
Felsen brachen. Funken stoben,
Da Wotans Sohn reiste gen Riesenheim.
Anhob da Donnervogel, der Riesenfürst:
"Auf steht, ihr Riesen, bestreut die Bänke,
Und bringe Freya zur Braut mir daher,
Meerwächters Tochter aus Schiffsstadt.
Heimkehren mit goldnen Hörnern die Kühe,
Rabenschwarze Rinder, dem Riesen zur Lust.
Viel schau ich der Schätze, des Schmuckes viel:
Fehlte nur Freya zur Frau mir noch."
Früh fanden Gäste zur Feier sich ein,
Man reichte reichlich den Riesen den Met.
Donar aß einen Ochsen, acht Lachse dazu,
Alles süße Geschleckt, den Frauen bestimmt,
Und drei Kufen Met trank Gott Donar.
Anhob da Donnervogel, der Riesenfürst:
"Wer sah je Bräute gieriger schlingen? -
Nie sah ich Bräute so gierig schlingen,
Nie mehr des Mets ein Mädchen trinken."
Da saß zur Seite die schmücke Magd,
Bereit dem Riesen Rede zu stehen:
"Nichts genoss Freya acht Nächte lang,
So sehr nach Riesenheim sehnte sie sich."
Kusslüstern lüftete das Linnen der Riese;
Doch weit wie der Saal, schreckt er zurück:
"Wie furchtbar flammen der Freya die Augen,
Mich dünkt es brenne ihr Bild wie Glut."
Da saß zur Seite die schmucke Magd,
Bereit dem Riesen Rede zu stehen:
"Acht Nächte nicht genoss sie des Schlafes,
So sehr nach Riesenheim sehnte sie sich."
Ein trat die traurige Schwester des Donnervogel,
Die sich ein Brautgeschenk zu erbitten wagte.
"Reiche die roten Ringe mir dar,
Eh dich verlangt nach meiner Liebe,
Nach meiner Liebe und lautern Gunst."
Da hob Donnervogel an, der Riesenfürst:
"Bringt mir den Hammer, die Braut zu weihen,
Legt den Hammer der Maid in den Schoß
Und gebt uns zusammen nach ehelicher Sitte."
Da lachte dem Donar das Herz im Leibe,
Als der hart geherzte den Hammer erkannte.
Donnervogel traf er zuerst, den Riesenfürsten,
Und zerschmetterte ganz der Riesen Geschlecht.
Er schlug auch die alte Schwester des Joten,
Die sich das Brautgeschenk zu erbitten gewagt.
Ihr schollen Schläge an der Schillinge Statt
Und Hammerhiebe erhielt sie für Ringe.



Das Lied von Alwis (Ad 11)

Alwis:
Gedeckt sind die Bänke: so sei die Braut nun
Mit mir zu reisen bereit.
Für allzu hastig hält man mich wohl;
Doch daheim wer raubt uns die Ruhe?

Donar:
Wer bist du, Bursch? Wie so bleich um die Nase?
Hast du bei Leichen gelegen?
Vom Riesen ahn ich etwas in dir:
Bist solcher Braut nicht geboren.

Alwis:
Alberich heiß ich, unter der Erde
Steht mein Haus im Gestein.
Warnen will ich den Wagenlenker:
Breche niemand festen Bund.

Donar:
Ich will ihn brechen: die Braut hat der Vater
Allein zu gewähren Gewalt.
Ich war nicht daheim, da sie dir verheißen ward;
Kein anderer gibt sie der Götter.

Alwis:
Wer ist der Recke, der sich rühmt zu schalten
Über die blühende Braut?
Als Landstreicher lästert dich niemand:
Wer hat dich mit Ringen beraten?

Donar:
Donar heiß ich, der weit gewanderte,
Wider meinen Willen erwirbst du das Mädchen nicht
Noch das Jawort je.

Alwis:
So wünsch ich denn deine Bewilligung
Und das Jawort zu gewinnen.
Besser zu haben als zu entbehren
Ist mir das mehlweiße Mädchen.

Donar:
Des Mädchens Minne mag ich dir,
Weiser Gast, nicht weigern,
Kannst du aus allen Welten mir kund tun
Was ich zu wissen wünsche.

Alwis:
Versuch es, Donar, da du gesonnen bist
An des Zwerges Wissen zu zweifeln.
Alle neun Himmel hab ich durchmessen
Und weiß von allen Wesen.

Donar:
So sage mir, Alberich, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt die Erde, die allernährende,
In den Welten allen?

Alwis:
Erde den Menschen, den Göttern Feld,
Die Giganten nennen sie Weg,
Allgrün die Joten, die Elfen Wachstum,
Lehm heißen sie höhere Mächte.

Donar:
Sage mir, Alberich, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt der Himmel, der hoch sich wölbt,
In den Welten allen?

Alwis:
Himmel den Menschen, den Himmlischen Dach,
Windweber den Giganten,
Riesen Überwelt, Elfen Glänzhelm,
Zwergen Träufeltor.

Donar:
Sage mir, Alberich, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt der Mond, den die Menschen schauen,
In den Welten allen?

Alwis:
Mond sagen Sterbliche, Scheibe Götter,
In der Hölle sagt man rollendes Rad,
Sputer bei Riesen, Schein bei Zwergen,
Jahrzähler aber bei Elfen.

Donar:
Sage mir, Alberich, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt die Sonne, die den Geschlechtern leuchtet,
In den Welten allen?

Alwis:
Sonne sagen Menschen, Gestirn die Seligen,
Zwerge Zwergs Überlisterin,
Lichtauge Joten, Elfen Glanzkreis,
Allklar der Götter Freunde.

Donar:
Sage mir, Alberich, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie nennt man die Wolken, die nebelfeuchten,
In den Welten allen?

Alwis:
Menschen sagen Wolken, Wässerer die Götter,
Windschiff die Giganten,
Riesen Regenbringer, Elfen Naschwetter,
In der Hölle heißen sie Nebelhelm.

Donar:
Sage mir, Alberich, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt der Wind, der weithin fährt,
In den Welten allen?

Alwis:
Wind bei den Menschen, Wehen bei den Göttern,
Wieherer höhern Wesen,
Greiner bei Joten, bei Elfen Lärmer,
In der Hölle heißt er Heuler.

Donar:
Sage mir, Alberich, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt die Luftstille, die liegen soll
Über allen Welten?

Alwis:
Den Menschen Luft, Lager den Göttern,
Windflucht sagen die Giganten,
Schwüle die Riesen, Elfen Morgenruhe,
Zwerge, heißen sie Heiterkeit.

Donar:
Sage mir, Alberich, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt das Meer, das Männer berudern,
In den Welten allen?

Alwis:
See sagen Menschen, Spiegler die Götter,
Giganten nennen es Woge,
Riesen Aalheim, Elfen Wasserschatz,
Zwerge heißen es hohes Meer.

Donar:
Sage mir, Alberich, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt das Feuer, das den Völkern brennt,
In den Welten allen?

Alwis:
Den Menschen Feuer, Flamme den Göttern,
Woger sagen Giganten,
Riesen Raschler, Zwerge Zünder,
In der Hölle heißt es Wüster.

Donar:
Sage mir, Alberich, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt der Wald, der ewig wachsen soll,
In den Welten allen?

Alwis:
Wald heißt er Menschen, Göttern Haar der Berge,
In der Hölle Hügelmoos,
Bei Riesen In-die-Glut, bei Elfen Schön-verzweigt,
Giganten heißt er Heister.

Donar:
Sage mir, Alberich, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt die Nacht, die des Schlanken Tochter ist,
In den Welten allen?

Alwis:
Nacht bei den Menschen, Nebel den Göttern,
Hülle höheren Wesens,
Riesen Ohnelicht, Elfen Schlummerlust,
Traumgenuss nennen sie Zwerge.

Donar:
Sage mir, Alberich, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt die Saat, die da gesät wird,
In den Welten allen?

Alwis:
Bei Menschen Saat, Samen bei Göttern,
Gewächs bei den Giganten,
Bei Riesen Atzung, bei Elfen Stoff,
In der Hölle heißt sie wallende See.

Donar:
Sage mir, Alberich, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt der Met, den alle trinken,
In den Welten allen?

Alwis:
Bei Menschen Met, bei Götter Nektar,
Giganten sagen Saft,
In der Hölle heißt es Strom, bei Riesen helle Flut,
Geschlürf bei des Hengstes Söhnen.

Donar:
Aus einer Brust alter Kunden
Vernahm ich nie so viel.
Mit schlauen Lüsten, verlorst du die Wette,
Der Tag verzaubert dich, Zwerg:
Die Sonne scheint in den Saal.



Skirnirs Fahrt (Ad 12)

Skadi:
Steh nun auf, Lanzknecht, ob du unsern Sohn
Magst zu reden vermögen
Um das zu erkunden, wem der kluge wohl
So bitterböse sei.

Skirnir:
Übler Antwort versehe ich mich von euerm Sohne,
Wenn ich die Red an ihn richte
Um das zu erkunden, wem der kluge wohl
So bitterböse sei.
Sage mir, Frey, volkwaltender Gott,
Was ich zu wissen wünsche:
Was weilst du allein im weiten Saal,
Herr, den heilen Tag?

Frey:
Wie soll ich sagen dir jungem Gesellen
Der Seele großen Gram?
Die Elfenbestrahlerin leuchtet alle Tage,
Doch nicht zu meiner Liebeslust.

Skirnir:
Dein Gram mag so groß nicht sein,
Dass du ihn mir nicht sagen solltest.
Teilten wir doch die Tage der Jugend:
So mögen wir zwei uns Zutrauen schenken.

Frey:
In des Meerriesen Gärten sah ich gehen
Mir liebe Maid.
Ihre Arme leuchteten und Luft und Meer
Schimmerten von dem Scheine.
Mehr lieb ich die Maid als ein Jüngling mag
Im Lenz seines Lebens.
Von Göttern und Elfen will es nicht einer,
Dass wir beisammen seien.

Skirnir:
Gib mir dein rasches Ross, das mich sicher
Durch die flackernde Flamme führt;
Gib mir das Schwert, das von selbst sich schwingt
Gegen der Reifriesen Brut.

Frey:
Nimm denn mein rasches Ross, das dich sicher
Durch die flackernde Flamme führt;
Nimm mein Schwert, das von selbst sich schwingt
In des Beherzten Hand.

Der Lanzknecht sprach zu dem Rosse:
Dunkel ist es draußen: wohl dünkt es mich Zeit
Über feuchte Berge zu fahren.
Wir beide vollführen es, fängt uns nicht beide
Jener kraftreiche Riese.

Gymir
Der Lanzknecht fuhr gen Riesenheim zu des Meeres Wohnung. Da waren wütige Hunde an die Türe des hölzernen Zaunes gebunden, der Gerds Saal umschloss. Er ritt dahin, wo der Viehhirt am Hügel saß und sprach zu ihm:
Sage mir, Hirt, der am Hügel sitzt
Und die Wege bewacht,
Wie mag ich schauen die schöne Maid
Vor des Meeres Grauhunden?

Der Hirt:
Bist du dem Tode nah oder tot bereits
(Mann auf der Mähre Rücken?)
Zu sprechen ungegönnt bleibt dir immerdar
Mit des Meeres göttlicher Tochter.

Skirnir:
Kühnheit steht besser als Klagen ihm an,
Der da fertig ist zur Fahrt,
Bis auf einen Tag ist mein Alter bestimmt
Und meines Lebens Länge.

Gerd:
Welch Getöse ertönen hör ich
Hier in unsern Hallen?
Die Erde bebt davon und alle Wohnungen
In allen Meeren erzittern.

Die Magd:
Ein Mann ist hier außen von der Mähre gestiegen
Und lässt im Grase sie grasen.

Gerd:
Bitt ihn einzutreten in unsern Saal
Und den milden Met zu trinken,
Obwohl mir ahnt, dass hier außen sei
Meines Bruders Mörder.
Wer ist es der Elfen oder Göttersöhne,
Oder weisen Giganten?
Durch flackernde Flamme was fuhrst du allein
Unsre Säle zu schauen?

Skirnir:
Bin nicht von den Elfen noch den Göttersöhnen,
Noch den weisen Giganten;
Durch flackernde Flamme doch fuhr ich allein
Eure Säle zu schauen.
Der Äpfel elf hab ich allgolden,
Die will ich, Herrin, dir geben,
Deine Liebe zu kaufen, dass du Frey bekennst,
Dass dir kein liebrer lebe.

Gerd:
Der Äpfel elf nehme ich nicht an
Um eines Mannes Minne,
Noch mag ich und Frey, dieweil wir atmen beide,
Je zusammen sein.

Skirnir:
Den Ring gebe ich, der in der Glut lag
Mit Wotans jungem Erben.
Acht entträufeln ihm ebenschwere
In jeder neunten Nacht.

Gerd:
Den Ring verlang ich nicht, der in der Lohe lag
Mit Wotans jungem Erben.
In allen Meeren bedarf ich Goldes nicht:
Mir schont der Vater die Schätze.

Skirnir:
Siehst du, Mädchen, das Schwert, das scharfe, zaubernde,
Das ich halt in der Hand?
Das Haupt hau ich vom Hals dir ab,
So du dich ihm weigern willst.

Gerd:
Zu keiner Zeit werd ich Zwang erdulden
Um Mannesminne.
Wohl aber wähn ich, gewahrt dich Meerriese,
Dass ihr Kühnen zum Kampfe kommt.

Skirnir:
Siehst du, Mädchen, das Schwert, das scharfe, zaubernde,
Das ich halt in der Hand?
Seine Schneide erschlägt den alten Riesen,
Fällt deinen Vater tot.
Mit der Zauberrute zwingen werd ich dich,
Maid, zu meinem Willen.
Dahin wirst du kommen, wo Kinder der Menschen
Dich nicht mehr sollen sehen.
Auf des Gottes Felsen in der Frühe sollst du sitzen,
Weg von der Welt gewandt zu Hölle.
Speise sei dir widriger als wem auf Erden
Der menschenleide Lindwurm des Menschenreiches.
Ein scheußliches Wunder wirst du draußen,
Dass ein Wasserriese dich angafft, dich alles anstarrt.
Weitkunder wirst du als der Wächter der Götter:
Gaffe denn hervor am Gitter.
Einsamkeit und Abscheu, Zwang und Ungeduld
Mehren dir Trübsinn und Tränen.
Sitze nieder, so sag ich dir
Des Leides schwellenden Strom,
Den zweischneidigen Schmerz.
Trolle sollen dich ängsten all den Tag
Hier im Gehege der Joten.
Vor der Frostriesen Hallen sollst du den heilen Tag
Dich krümmen kostberaubt,
Dich krümmen kostverzweifelt.
Leid für Lust wird dir zum Lohn,
Mit Tränen trägst du dein Unglück.
Mit dreiköpfigem Giganten teilst du das Leben
Oder alterst unvermählt.
Sehnsucht scheut dich
Von Morgen zu Morgen;
Wie die Distel dorrst du, die sich gedrängt hat
In des Ofens Öffnung.
Zum Hügel ging ich, ins tiefe Holz,
Zauberruten zu finden:
Zauberruten fand ich.
Gram ist dir Wotan, gram ist dir der Götterfürst,
Frey verflucht dich.
Flieh, üble Maid, bevor dich vernichtet
Der Götter Zauberzorn.
Hört es, Joten, hört es, Frostriesen,
des Hengstes Söhne, ihr Götter selber!
Wie ich verbiete, wie ich banne
Mannes Gesellschaft der Maid,
Mannes Gemeinschaft.
Frostgrimm heißt der Riese, der dich haben soll
Hinterm Totentor,
Wo verworfene Knechte in knotige Wurzeln
Dir Geißenharn gießen.
Anderer Trank wird dir nicht eingeschenkt,
Maid, nach deinem Willen,
Maid, nach meinem Willen!
Ein Riese schneid ich dir und drei Stäbe:
Ohnmacht, Unmut, Ungeduld.
So schneid ich es ab wie ich es einschnitt,
Wenn es Not tut so zu tun.

Gerd:
Heil sei dir vielmehr, Held, und nimm den Eiskelch
Firnen Metes voll.
Ahnte mir doch nie, dass ich einen würde
Vom Stamm der Giganten wählen.

Skirnir:
Meiner Werbung Erfolg wüsste ich gesichert gern
Eh ich mich hinnen hebe.
Wann meinst du in Minne dem mannlichen Sohn
Des Meerwächters zu nahen?

Gerd:
Geduld heißt, die wir beide wissen,
Stiller Wege Wald:
Nach neun Nächten will Meerwächters Sohn
Ich Freude gönnen.

Da ritt der Lanzknecht heim. Frey stand draußen, grüßte ihn und fragte nach der Neuheit:
Sage mir, Lanzknecht, eh du den Sattel abwirfst
Oder vorrückst den Fuß,
Was du ausgerichtet hast in Riesenheim
Nach meiner Meinung und deiner.

Skirnir:
Geduld heißt, die wir beide wissen,
Stiller Wege Wald:
Nach neun Nächten will Meerwächters Sohn
Sie Freude gönnen.

Frey:
Lang ist eine Nacht, länger sind zweie:
Wie mag ich dreie dauern?
Oft deucht ein Monat mich minder lang
Als eine halbe Nacht des Harrens.



Groas Erweckung (Ad 13)

Wache, Zauberin, erwache, gutes Weib,
Ich wecke dich am Totentor.
Gedenkt dir des nicht? Zu deinem Grab
Hast du den Sohn beschieden.
"Was bekümmert nun mein einziges Kind?
Welch Unheil ängstet dich,
Dass du die Mutter anrufst, die in der Erde ruht,
Menschliche Wohnungen längst verließ?"
Zu üblem Spiel beschiedst du mich. Arge:
Die mein Vater umfing
Lud an den Ort mich, den kein Lebender kennt,
Eine Frau hier zu finden.
"Lang ist die Wanderung, die Wege sind lang,
Lang ist der Menschen Verlangen.
Wenn es sich fügt, dass sich erfüllt dein Wunsch,
So lacht dir günstiges Glück."
Heb ein Lied an, das heilsam ist,
Kräftige, Mutter, dein Kind.
Unterwegs fürcht ich den Untergang,
Allzu jung eracht ich mich.
"So heb ich zuerst an ein heilkräftig Lied,
Das Rinda sang der Ran:
Hinter die Schultern wirf was du beschwerlich wähnst,
Dir selbst vertraue selber.
Zum ändern sing ich dir, da du irren sollst
Auf weiten Wegen wonnelos:
Der Urda Riegel sollen dich allseits wahren,
Wo du Schändliches siehst.
Zum dritten sing ich dies, wenn wo verderblich
Flutende Flüsse brausen,
Der reißende, rauschende rinne dem Abgrund zu,
Vor dir Versand er und schwinde.
Dies sing ich zum vierten, so Feinde dir dräuend
Am Galgenweg begegnen,
Ihnen mangle der Mut, die Macht sei bei dir
Bis sie zum Frieden sich fügen.
Dies sing ich zum fünften, so Fesseln sich dir
Um die Gelenke legen,
Lösende Glut gießt dir mein Lied um die Glieder,
Der Haft springt von der Hand,
Von den Füßen die Fessel.
Dies sing ich zum sechsten, stürmt die See
Wilder als Menschen wissen,
Sturm und Flut fass in den Schlauch,
Dass sie frohe Fahrt gewähren.
Dies sing ich zum siebenten, wenn dich schaurig umweht
Der Frost auf Felsenhöhen,
Kein Glied verletze dir der grimme Hauch,
Noch soll er die Sehnen dir straff ziehen.
Dies sing ich zum achten, überfällt dich
Die Nacht auf nebligem Wege,
Nichts desto minder mag dir nicht schaden
Ein getauftes totes Weib.
Zum neunten sing ich dir, wird dir Not mit dem Joten,
Dem schwertgeschmückten, zu reden,
Wortes und Witzes sei im bewussten Herzen
Fülle dir und Überfluss.
Nun fahre getrost der Gefahr entgegen,
Dich mag kein Hindernis hemmen.
Ich stand auf dem Stein an der Schwelle des Grabs
Und ließ mein Lied dir erklingen.
Nimm mit dir, Sohn, der Mutter Worte
Und behalte sie im Herzen:
Heils genug hast du immer
Dieweil mein Wort dir gedenkt."


wichtige Namen aus den Göttersagen www.yontown.de


Wotan (Grimnir - Yggr - Wegtam - Odin -Swafnir - Harbard - Walvater - Gangrad)
Donar, (Gemahl der Sif, Hlorridi)
Frigga,
Frey,
Freya
Ymir, Hymir: "Immer" - ewiger Riese
Högnir
Lodur:
Mimirs: Riese: Hüter des Mimirbrunnens: Weisheit
Uller
Alberich
Mime
Urda, Vertanda, Skulda: 3 Nornen, die den Fluss der Welt bewachen
Asen: vergleichbar mit den olymischen Göttern der Griechen
Loki
Geirröds - Agnar
Wafthrudnir
Baldur: Lichtgott, Gott der Tapferkeit, Wotans Sohn
Ullr - Uller: Wintergott
Heimdall: Wächter der Götter: Bläser der Posaune des Unterganges
Ymir: Urriese, aus dessen Körper die Erde entstand
Börs: Vater von Odin, Brüder: Wili und We; Sie töteten Ymir, Körper->Erde, Blut->Meer
Midgard: Reich der Menschen
Idafeld: Ort in Asgard, an dem sich Säle der Götter (Asen) befinden
Thursen: Riesen (Starke)
Brimir = Ymir
Fenris: ein Wolf , Sohn des Loki und einer Riesin
Niflheim: Nebelwelt
Disen : Elfen
Surtur: Wächter der Feuerwelt
Hrym: Riese, steuert das Schiff Naglfar
Gram: Mondhund
Jörmungand : Midgardschlange
Naglfar: Schiff aus Nägeln der Toten
Jötun: Riesengeschlecht, "die früh Geborenen"
Jötunheim: Riesenheim
Surt: der Schwarze , Herr von Mus....
Fjörgyn: Mutter des Donar ; Mutter der Frigga
Hödur: Sohn Wotan, Mörder Baldurs
Nidaberg/feld: Nebelberg
Thrain Alberich
Dain: Mime
Hrimfaxi: Taumähne
Mundilföri / Mundilfari: Beweger der Weltache
Dellingr: Morgentau, eigentlich Glänzender, ein Zwerg
Narfi - Nörwi: der Schlanke
Bergelmir: Bergbrüller, Enkel des Ymir
Drudgelmir-Thrudgelnir: Kraft-Schreiender
Örgelnir - Aurgelmir: der aus Sand geborene Brüller
Elivagar - Eliwagar: Höllenfluss
Hel : Hölle
Niflheim: Nebelwelt
Sleipnis: Ross des Wotan
Hödur: der Bilde - Bruder Baldurs
Wafthrudnir: Der kräftig Verwickelnde ; Rätselmeister (Urzeitriese - Reifriese)
Skinfari (Skifaxi): Leuchtmähne (Hengst)
Windswalt: Windswal Vater des Winters
Swasud: "Sonnhard"Vater des Sommers
Hrugnir: Lärmer(Riese)
Asgard: Himmelsburg
Meilis - Sohn Wotans, Donars Bruder
Magnis - Sohn Donars
Sif - Weib des Donar
Ägir - Bergriese
Niörd - Meerwächter
Noatun - Schifferstadt
Weor : Wehrer
- Hiorridi (S.35 § 29)
- Frille (S 35 § 30)
Modi - Sohn Donars "der Zornige"
Magni und Modi _ das Starke und der Zornige, Söhne des Donar
Miölnir : Hammer des Donar
Eldir : Diener des Ägir
Tyr : Schwerttäger, der nur eine Hand hatte
- Loptr (S 36 § 6 + S 37 § 19)
- Gefion (S 37 § 20 + § 21)
- Samsö (S 38 § 24)
Wili : Wille // und We Brüder von Wotans Vater Börs
Hoenir : Wille
Widrir : "der weithin Herrschende" Rächergott
Bifröst : "die bebende Rast" : Regenbogen
Gymir : Meerriese
Skirnir : eventuell Skrymir "Prahler" Gegner des Donar
Muspels : Muspell: Erd-Verderben Feuerriese
Myrkwid
- Ingunar
Byggwir : Diener des Freyrs
- Hropt (S 36 § 45)
Thiassi : Sturmriese
Laufeyja : "Bauminsel" Mutter des Loki
Farbauti : Grausamer Schläger: Vater des Loki
Beyla : Diener des Freyrs
Skrymirs
Hel - Hölle
Thrym : Donnervogel-Lärm : Thrymr
Laufeyja
Alwis : ein Zwerg (hier) Alberich an anderen Stellen eine Walküre
WingTor
Sidgrani Wotan
Suttung : "vom Trank beschwert": Hengst
Skadi Jägerin Göttin des Winters und der Berge
Skirnir Diener des Freyrs (hier ) : Lanzknecht
Gerd : (hier ) Herrin : ein Weib umdas Frey anhält
Hrimnir : eventuellHymir: Wasserriese
Thurs : Riesen
Barri : (hier ) Geduld
Groa Zauberin, Heilerin, Weise Frau
Thrymgialla - Donnerschall
Fiölswinn - Wächter ( Name Wächter Fiöls )
Windkald - (hier) Windkalt
Warkald - hier Wehwald (Wagner anstatt Krieg)
Fiölkald
Menglada
Aud - Audhumbla : Urkuh